Kommentar zu "Anne Will": Kubicki hat recht, aber ...

11.5.2020, 13:45 Uhr

Kommt die Lockerung der rigiden Corona-Vorschriften zu bald und gefährdet alles bisher Erreichte? Oder müssen die Menschen einfach besser selbst auf sich aufpassen? In der Sendung von Anne Will am Sonntag gingen die Meinungen auseinander.

Eines ist klar: Dass sich das Virus wieder stärker ausbreitet und dann in Konsequenz erneut das öffentliche Leben fast komplett zum Erliegen kommt, das will niemand. Die Folgen wären verheerend - wirtschaftlich, sozial und für die ganze Gesellschaft. Und genau deshalb ist es wichtig und richtig darüber zu diskutieren, ob die jetzigen Lockerungen vielleicht zu früh in Kraft treten und alles Erreichte gefährden.


"Krude Demonstrationen" auch Thema bei "Anne Will"


Doch auch diese Frage ist berechtigt: Was hätte es gebracht, noch zwei oder drei Wochen oder noch länger damit zu warten, wieder Schritte in Richtung Normalität zu gehen? Denn auch das ist klar: Das Virus wird nicht einfach wieder verschwinden. Es wird uns künftig begleiten. Wir müssen lernen, mit ihm zu leben. Und dabei reicht es auf Dauer nicht, wenn der Staat jedem im Detail vorschreibt, wie er sich verhalten soll. Tatsächlich ist hier jeder auch selbst gefordert, mit der Situation verantwortungsvoll umzugehen. Mit seinem entsprechenden Appell hat der streitbare und um kaum eine Zuspitzung verlegene FDP-Mann Wolfgang Kubicki durchaus recht.

Seine bei Anne Will vorgetragene Empfehlung, wer vor Corona Angst habe, solle eben zu Hause bleiben, greift natürlich insofern zu kurz, als das nicht jedem möglich ist. Selbstverständlich muss die Gesellschaft vielmehr insgesamt so agieren, dass alle am öffentlichen Leben teilnehmen können.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass eben dies gerade den besonders schwachen Gruppe unserer Gesellschaft zuletzt verwehrt wurde - wie den Senioren, die im Pflegeheim betreut werden. Sie durften ihre Einrichtungen weder verlassen, noch durften sie Besuch empfangen. Man kann das wie Wolfgang Kubicki in Anne Wills Talkshow pointiert "Einzelhaft" nennen. Man kann das auch schlichtweg als äußerst problematisch bezeichnen. Gerade alte Menschen über Wochen hinweg derart zu isolieren, hinterlässt bei vielen Betroffenen deutliche Spuren.

Fest steht: Der Blick auf die Maßnahmen war in der Hochphase der Pandemie darauf fokussiert, jedes Risiko zu minimieren. Kollateralschäden traten in den Hintergrund. Diese Verhältnismäßigkeit nun wieder zu diskutieren, ist unabdingbar. Daran ändert der Umstand nichts, dass auch Verschwörungstheoretiker und Rechtsextreme hier munter ihre Süppchen kochen. Eine Demokratie braucht diese Diskussion - und darf sie nicht ihren Gegnern überlassen.


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