Betroffen sind vor allem Ungeimpfte

Kommentar zu Corona-Verschärfungen: Die Richtung stimmt

2.12.2021, 17:07 Uhr
Seltene Einigkeit: Politiker von SPD, Union, FDP und Grünen auf dem Weg zu einer gemeinsamen Pressekonferenz, auf der sie schärfere Maßnahmen gegen Corona bekannt geben.

© John Macdougall, dpa Seltene Einigkeit: Politiker von SPD, Union, FDP und Grünen auf dem Weg zu einer gemeinsamen Pressekonferenz, auf der sie schärfere Maßnahmen gegen Corona bekannt geben.

Nach welchen Prämissen sollen wir unser Handeln ausrichten? Diese Frage stellte sich Immanuel Kant im 18. Jahrhundert. Die Antwort gab Deutschlands bedeutendster Philosoph mit folgenden Worten: „Handle nur nach derjenigen Maxime, von der du wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Das klingt einfach. Ist es aber nicht. Die Maxime setzt individuelle Einsicht voraus. Sie hätte aber in der ermüdenden Diskussion über die Impfpflicht zwischen Impfgegnern und Impfbefürwortern schon lange einen Weg weisen können.

Es spielt dabei keine Rolle, dass Kant keine Ahnung vom modernen Impfen haben konnte. Es geht um die Moral, nach der sich der Einzelne in der Gesellschaft richten soll. Angesichts der Corona-Pandemie kann eine Impfverweigerung keine allgemeine Regelung oder ein Gesetz sein, auf das man sich stützt.

Die Mehrheit profitiert

Der Einzelne, wenn er Impfgegner ist, muss dann eben mit seinen Interessen zurückstecken, denn nach allem, was wir wissen, senkt Impfen das Risiko, mit Corona angesteckt zu werden, deutlich und sollte es trotzdem passieren, fällt der Krankheitsverlauf weniger stark aus. Das heißt nicht, dass es überhaupt keine Probleme beim Impfen geben kann.

Im Vergleich zu den gesundheitlichen Folgen der Corona-Pandemie sind das aber Einzelfälle. Die große Mehrheit profitiert von den Impfungen gegen Corona, wenn man im Reich der Vernunft bleibt und nicht ins Esoterische abwandert oder Einzelfälle mit einem Generalverdacht gegen die Schulmedizin ausstattet.

Strengere Regeln

Es ist deshalb richtig, dass die Ministerpräsidenten und Ministerpräsidentinnen sowie die alte als auch die neue Bundesregierung die Impflicht zwar noch nicht eingeführt haben, aber als Ziel anpeilen. Sie haben zumindest strengere Verhaltensregeln vereinbart. Das hätte schon längst erfolgen müssen. Zu lange wurde mit Rücksicht auf die Minderheit das „allgemeine Gesetz“ für alle vernachlässigt. Mit der Entscheidung, die Impflicht noch nicht generell zum Gesetz zu erheben, sondern wahrscheinlich zunächst nur für einzelne Branchen, wurde ausreichend Rücksicht auf die Impfgegner genommen.

Noch keine Impfpflicht

Eine Impflicht hätte natürlich vorausgesetzt, dass in einem überschaubare Zeitraum sie auch umgesetzt werden kann. Angesichts der Pannen beim Impfen nur schwer vorstellbar. Der Maßnahmenkatalog, mit dem die Anzahl zwischenmenschlicher Kontakte reduziert werden sollen, ist längst überfällig. Dass bei Kultur- und Freizeiteinrichtungen allgemein nur noch Genesene oder Geimpfte zugelassen werden, ist in Ordnung. Wer sich nicht impfen lassen will, der muss Einschränkungen hinnehmen.

Ein Feuerwerk soll es auch in diesem Jahr nicht geben.

Ein Feuerwerk soll es auch in diesem Jahr nicht geben. © Roland Weihrauch, NN

Natürlich ist das hart und die Grenzen, was möglich ist und was nicht, haben stets etwas Willkürliches. Sind 15000 Zuschauer schon zu viel oder sind es erst 18000. Wir wissen es nicht. Keine Böller und Raketen mehr an Silveser? Das ist für manche Zeitgenossen schlimm, aber die Richtung stimmt. Endlich.

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