Laschets Auftritt

Kommentar zu Laschet-Auftritt: Einmal zu viel gelächelt?

18.7.2021, 15:39 Uhr
Da lachte er nicht: Armin Laschet am Ort der Flutkatastrophe.

© Christoph Hardt via www.imago-images.de, imago images/Future Image Da lachte er nicht: Armin Laschet am Ort der Flutkatastrophe.

Spitzenpolitiker zu sein, das ist ein unglaublich hartes Geschäft. Nicht nur wegen der schwierigen Entscheidungen, die man ständig treffen muss, sondern auch wegen der Rund-um-die-Uhr-Beobachtung. Eine kleine Geste zum unpassenden Zeitpunkt, vielleicht gar nicht so gemeint, wie es scheint, kann fatale Folgen haben. Im Grunde kann es sogar Wahlkämpfe (mit-)entscheiden, wie der Blick von George Bush senior auf seine Armbanduhr während der Präsidentschaftsdebatte mit Bill Clinton bewies.


Besuch in Hochwassergebiet: Laschet lacht während Steinmeier-Rede


Nun hat Armin Laschet auf Videoaufnahmen im Hintergrund gelacht, während im Vordergrund Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Flutopfern in NRW sein Mitgefühl aussprach. Diese kurze Szene fand in den Sozialen Netzwerken enormen Widerhall, schaffte es aber auch bis in die Fernsehnachrichten. Was ist davon zu halten?

Erstens: Wer dem Ministerpräsidenten unterstellt, das Leid von ertrunkenen und obdachlos gewordenen Menschen sei ihm egal, der urteilt hart und unfair über den stark christlich geprägten 60-Jährigen. Seine bisherige politische Laufbahn liefert keine Anhaltspunkte dafür.

Frage der Professionalität

Zweitens: Wer darauf hinweist, dass ein Spitzenpolitiker in solchen Momenten wissen sollte, was ein unpassendes Verhalten alles auslösen kann, der hat recht. Es gehört zur Professionalität, bei solchen Auftritten die Allgegenwart von Kameras und Smartphones zu bedenken.

Drittens: Laschets Fehler bedeutet nicht, dass er als Kanzler ungeeignet wäre. In Kombination mit anderen, eher unglücklichen Aussagen darf man aber gewisse Zweifel äußern. Das wurde ja zu Recht - wegen ganz anderer Dinge - auch bei der Grünen Annalena Baerbock getan. Denn ein(e) Regierungschef(in) muss unser Land in vielen, höchst kritischen Situationen stets souverän vertreten können.

Man mag über Angela Merkel vieles Negatives sagen, aber diese Disziplin beherrschte sie 16 Jahre lang nahezu perfekt. Sie verplapperte sich höchst selten, fiel nicht durch unpassende Gesten auf und ließ sich nicht einmal von einem Rüpel wie Donald Trump zu einem kanzlerinnenunwürdigen Verhalten verleiten.

Endlich andere Themen

Um es gleich noch vorsorglich zu erwähnen: Selbstredend haben die Recht, die im Wahlkampf lieber über die Corona-Pandemie, die Haushaltspolitik und das Thema Umwelt sprechen würden. Das würden auch die meisten Medienvertreter(innen) gerne tun, die über Laschets Lächeln und Baerbocks geschönte Biographie berichten.



Es gäbe genügend Themenfelder, die dringend behandelt werden müssten. Aber es gehört eben beides zusammen, Personen und Inhalte. Das eine geht nicht ohne das andere. Die Kandidatin und die Kandidaten haben es selbst in der Hand, dass wir wieder über Sachpolitik reden.

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