FDP bei junger Generation beliebt

Kommentar zu Sondierungen: Jung und links? Stimmt so nicht

6.10.2021, 12:52 Uhr
FDP-Chef Christian Lindner erklärt sich bereit, mit Grünen und SPD zu sondieren.

© ODD ANDERSEN, AFP FDP-Chef Christian Lindner erklärt sich bereit, mit Grünen und SPD zu sondieren.

Die mutmaßlichen Regierungsmacher-Parteien FDP und Grüne waren bei dieser Bundestagswahl für die jüngeren Generationen am beliebtesten. 23 Prozent der 18- bis 24-Jährigen und 21 Prozent der 25- bis 34-Jährigen haben die Grünen gewählt, 21 respektive 15 Prozent in beiden Altersgruppen die Liberalen. Das hat nicht wenige politische Beobachter und und vor allem die Grünen überrascht, die angesichts der Fridays-for-future-Demonstrationen wie selbstverständlich davon ausgingen, dass junge Menschen und vor allem die Erstwählenden eigentlich nur eine Partei wählen würden - eben die Grünen. Ein Irrtum, wie sich gezeigt hat.

Bei jenen, die zum ersten Mal ihre Stimmen abgegeben haben, lagen Grüne und FDP sogar gleichauf bei 23 Prozent; nur 15 Prozent haben bei der SPD ihre ersten beiden Kreuze gemacht, gar nur 10 Prozent bei der Union. Es ist eben nicht (mehr) so wie es vermeintlich scheint - dass junge Menschen bevorzugt "links" wählen. In Bayern entfielen sogar die relativ meisten Stimmen bei der U-18-Wahl auf die CSU (21,15 Prozent) und nicht auf die Grünen (18,44).

Offenbar gibt es da draußen im Lande sehr viele junge Menschen, die nicht glauben, dass der grüne und von "Fridays for future" vertretene Weg zu mehr Klima- und Umweltschutz der richtige ist. Ihnen nun zu unterstellen, sie seien eben selbstgefällige Egoisten und würden sich keinen Kopf um Klimaschutz und Erderwärmung machen, wäre indes eine Anmaßung ohnegleichen.

Vielmehr könnte es sich um junge Menschen handeln, die dazu stehen, im Leben etwas erreichen zu wollen, sei es in der Ausbildung, im Studium und später im Beruf; die gerne gutes Geld verdienen und sich von diesem Geld etwas leisten wollen - ein abgasarmes oder sogar gänzlich emissionsfreies Auto zum Beispiel; oder eine moderne Wohnung mit niedrigem Energieverbrauch statt eine alte Bude, in der es durch die Fenster zieht.

Es könnte sich ferner um junge Menschen handeln, die für vorgeblich "falsches", weil klimaschädliches Verhalten nicht bestraft werden, sondern mit motivierenden Anreizen belohnt werden sollen. Und es könnte sich um junge Menschen handeln, die dank eines aufgeklärten Blicks in die Vergangenheit wissen, dass erst das Streben des Menschen nach Fortschritt und neuen Technologien das Leben besser macht - und unter anderem auch der Umwelt und dem Klimaschutz hilft. Mehr jedenfalls als ein frugaler Lebensentwurf, der auf Verzicht aufbaut. Ihnen deshalb platten Konsumwahn zu unterstellen, wäre die nächste Anmaßung.

Diese jungen Menschen werden nun sehr genau beobachten, wie FDP-Chef Christian Lindner ihre Stimmen und ihre Lebensentwürfe in ein mögliches Regierungsbündnis mit Grünen und SPD oder der Union einbringt. Die jungen Generationen erwarten von Liberalen und Grünen zu Recht, dass sie sich schnell auf ein klares, seriös finanzierbares Zukunftsprogramm einigen.

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