Kommentar zum Germania-Aus: Bruchlandung mit Ansage

5.2.2019, 12:06 Uhr
Die Berliner Fluggesellschaft Germania hat Insolvenz beantragt und ihren Flugbetrieb eingestellt.

© Daniel Karmann/dpa Die Berliner Fluggesellschaft Germania hat Insolvenz beantragt und ihren Flugbetrieb eingestellt.

Kurz das Szenario: Eine Fluglinie sucht öffentlich Investoren, weil ihr das Geld ausgeht. Das bedeutet aller Wahrscheinlichkeit nach, dass ihr Banken nichts mehr leihen. Dann ist sie offenbar so tief in den roten Zahlen, dass auch mögliche Anteilseigner allergrößte Vorsicht walten lassen. Und sind die Probleme erst einmal bekannt, dann halten sich außerdem mögliche Fluggäste zurück  - denn bei einer Pleite ist ihr Geld oft weg.

Genauso ist es der Berliner Fluglinie Germania ergangen: Noch im Januar gab sie zweckoptimistische Durchhalteparolen aus. Doch die Situation war bereits so schwierig, dass Interessenten an der Linie keine Chance mehr sahen, ihr Geld wieder zurückzubekommen oder sogar welches zu verdienen. Es handelt sich schließlich um Geschäftsleute, nicht um Wohltäter.

Nürnberger Flughafen ist jetzt unter Druck

Germania ist nicht die erste deutsche Fluglinie, die pleite gegangen ist.  Small Planet und vor allem Air Berlin erlitten das gleiche Schicksal. Das zeigt die Klemme, in der sich insbesondere kleinere Unternehmen befinden. Auf der einen Seite agiert die Lufthansa mit ihrem Billigableger Eurowings; sie hat mit dieser Konstruktion einen Weg gefunden, günstige Flüge anzubieten und trotzdem vom alteingeführten Markennamen zu profitieren. Auf der anderen Seite agieren die Billigflieger Ryanair und Easyjet. Vor allem können sie mit ihrer Finanzkraft teure Fehler und Durststrecken auch einmal überstehen. Und die muss es bei Germania gegeben haben, sonst hätten hohe Wartungskosten für die Maschinen und steigende Kerosinkosten nicht das Aus bedeuten können.

Für den Nürnberger Flughafen ist diese Insolvenz eine mittlere Katastrophe und große Herausforderung zugleich. Knapp 4,5 Millionen Fluggäste zählte der Airport im letzten Jahr, Germania hat hier einen Marktanteil von knapp zwölf Prozent. Das Unternehmen generierte damit einen durchaus bemerkenswerten Teil der Einnahmen, die jetzt erst einmal fehlen. Wie den Fluggästen übrigens direkte Verbindungen nach Tel Aviv oder auf die Kanaren, die von anderen Linien nicht angeboten wurden.

Der Nürnberger Flughafen wird jetzt alle Hebel in Bewegung setzen müssen, um diese Lücken zu schließen. Nur auf diese Weise kann er rote Zahlen vermeiden und für einen wichtigen Teil seiner Kunden attraktiv bleiben.

 

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