Kommentar zur kostenlosen Bahncard: Zum Scheitern verurteilt

16.12.2019, 12:46 Uhr
Linkspartei-Chefin Katja Kipping hat vorgeschlagen, eine kostenlose BahnCard 50 für alle einzuführen.

© Christoph Soeder/dpa Linkspartei-Chefin Katja Kipping hat vorgeschlagen, eine kostenlose BahnCard 50 für alle einzuführen.

Die Menschen sollen künftig mehr mit der Bahn fahren und ihr Auto stehen lassen, damit der Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid spürbar gesenkt wird. Das ist auch eines der Ziele des Klimaprogramms der Bundesregierung. Deshalb steckt der Bund künftig deutlich mehr Geld in den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs und entlastet beispielsweise auch den Fernverkehr der Deutschen Bahn über eine Mehrwertsteuersenkung für die Tickets.

Es lässt sich darüber streiten, ob die Maßnahmen und die dafür bereitgestellten Mittel tatsächlich für eine Verkehrswende ausreichen. Garantiert nicht zielführend ist aber der Vorschlag der Linkspartei-Chefin Katja Kipping, eine kostenlose BahnCard 50 für alle einzuführen, auch wenn ein solcher "Dauersparpreis" auf den ersten Blick attraktiv erscheinen mag.

Zum Scheitern verurteilt

Schon die praktische Umsetzung ist zum Scheitern verurteilt. Die Deutsche Bahn ist ein Staatskonzern, wird aber in Form einer Aktiengesellschaft geführt. Der Eigentümer Bund kann nicht ohne weiteres in das Angebot und damit bestehende Geschäftsmodelle des Unternehmens eingreifen, das ist auch nicht die Aufgabe der Politik. Zumal die BahnCard vor allem von Reisenden im Fernverkehr genutzt wird, der komplett eigenwirtschaftlich von der DB AG organisiert und getragen wird.

An dieser Stelle wäre man an einem weiteren entscheidenden Punkt angelangt: Die meisten Fahrgäste sind im Nahverkehr unterwegs, alleine in Bayern sind es täglich rund 1,3 Millionen. Zu einem großen Teil bewegen sie sich dabei in Verkehrsverbünden, in denen die BahnCard nicht gilt und nutzen beispielsweise als Pendler Monats- oder Jahreskarten.

Ein Großteil der Bahn-Nutzer hätte entsprechend überhaupt nichts von einer solchen Maßnahme. Zudem gilt für eine solche Überlegung das gleiche wie für die Diskussion über ein 365-Euro-Ticket. Der ÖPNV stößt ebenso wie der ICE- und IC-Verkehr der DB bereits jetzt täglich schmerzhaft an die Kapazitätsgrenze. Ohne Investitionen in die Fahrzeugflotten und die Infrastruktur ist ein plötzlicher Ansturm auf Bus und Bahn nicht zu bewältigen, egal mit welchen mehr oder weniger gut gemeinten Vorschlägen.

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