Drogen

Kommentar zur Legalisierung von Cannabis: Juristische Traumwelten

31.10.2021, 11:27 Uhr
In Bayern ist der Besitz von bis zu sechs Gramm Cannabis für den Eigenbedarf potenziell straffrei - diese Entscheidung liegt allerdings bei den Gerichten. Derzeit überlegen SPD, Grüne und FDP die grundsätzliche Legalisierung von Cannabis.

© imago stock&people, NNZ In Bayern ist der Besitz von bis zu sechs Gramm Cannabis für den Eigenbedarf potenziell straffrei - diese Entscheidung liegt allerdings bei den Gerichten. Derzeit überlegen SPD, Grüne und FDP die grundsätzliche Legalisierung von Cannabis.

An Verboten, auch wenn sie gut gemeint sind und Leben schützen sollen, lässt sich gut verdienen, wenn es einen illegalen Markt gibt.

Das ist in Deutschland bei Marihuana und Haschisch der Fall. Der Besitz dieser Drogen ist weitgehend verboten. In Bayern sind bis zu sechs Gramm Cannabis für den Eigenbedarf potenziell straffrei. Gefängnisstrafen brechen Biographien und zerstören Familien, denn Drogenmissbrauch ist in Deutschland kein Kavaliersdelikt.

Gut gemeint

Grüne, FDP und Teile der SPD überlegen deshalb, die gesellschaftliche Realität zu akzeptieren. Der Verkauf von Cannabisprodukten soll, zumindest für kleine Mengen, gesetzlich erlaubt werden. Durch die Legalisierung würde der illegale Cannabismarkt keine Profite mehr für Kriminelle abwerfen und ein offizieller Markt ließe sich leichter kontrollieren, so die Hoffnung. Der Staat würde Geld sparen, weil Strafverfahren und Gefängniskosten wegfallen. Außerdem würde er mehr Steuern einnehmen.

In Israel wird Hanf ganz legal für medizinische Zwecke angebaut. 

In Israel wird Hanf ganz legal für medizinische Zwecke angebaut.  © Jim Hollander/EPA/dpa

Drogensupermarkt Niederlande

Die Liberalisierung von Cannabis-Produkten in den Niederlanden zeigt aber das Gegenteil. Drei Euro kostet ein Joint in Amsterdam. Weniger als ein Bier. Der Drogenkonsum hat zugenommen und die Niederlande gelten inzwischen als Drogensupermarkt. Kriminelle machen sehr gute Gewinne und kontrollieren Teile der Gesellschaft.

Gesundheitliche Gefahren

Weder die Teillegalisierung (Niederlande) noch die Verbotsstrategie (Deutschland) haben demnach zu einer Reduzierung des Drogenkonsums geführt. Die gesundheitlichen Folgen des regelmäßigen Drogenkonsums wurden schon mehrfach beschrieben: Störung des Gedächtnisses und der Lernfähigkeit, erhöhtes Risiko, unter Schizophrenie und Psychosen oder körperlichem Verfall zu leiden.


Polizeigewerkschaft warnt vor Legalisierung


Es muss aber nicht zu solchen Krankheitsbildern kommen, doch die Gefahr besteht. Das sollte auch der Maßstab für die Entscheidung sein.

Einstieg in den Drogenkonsum

Auch wenn die Abgabe und die stoffliche Qualität von Cannabis genau kontrolliert werden, so ist es doch der Einstieg in den legalen Drogenkonsum. Es wird häufig nicht bei einem Versuch bleiben, denn vernebelte Traumwelten machen neugierig auf andere Drogen. Diese Einstiegsthese in eine körperliche Abhängigkeit von stärkeren Drogen, ist allerdings wissenschaftlich umstritten.

Alltagdroge Alkohol

Die Forderung, Cannabis zu legalisieren, wird oft mit dem Hinweis verknüpft, dass die Alltagsdroge Alkohol frei zugänglich ist. Der Staat schreitet weder bei Alkoholmissbrauch noch bei übermäßigem Zuckerkonsum ein, das würde auch die im Grundgesetz garantierten Freiheitsrechte beeinträchtigen. Der Staat hat kein Recht, erwachsene Menschen daran zu hindern, sich selbst zu schädigen. Gilt das aber auch für Drogen, die süchtig machen können? Unter der Perspektive des Gleichheitsgrundsatzes wiegt der Verweis auf Alkohol schwer. Brauchen wir aber noch ein zusätzliches Rauschmittel? Die große Mehrheit, die Alkohol trinkt, wird eben nicht süchtig.

Ohne Rausch geht es nicht

Cannabis sollte nicht legalisiert werden. Aber der Strafrahmen muss in Teilen abgesenkt werden. Offenbar kommt keine Gesellschaft ohne Rausch aus.