Kosten versus Leben? - Druck auf Boeing in USA steigt
13.3.2019, 16:58 UhrWarum überrascht es einen so kein bisschen, dass nach dem Absturz einer nagelneuen Boeing 737 Max in Äthiopien zwar Flugverbote für diesen Typ in Europa und in weiten Teilen Asiens verhängt wurden, nicht aber in den USA? Und das, obwohl dort die Flugbegleiter-Gewerkschaft APFA, die die mehr als 27.000 Flugbegleiter vertritt, einen solchen Schritt fordert. Klar, für US-Präsident Donald Trump geht es auch hier nur um Jobs, Jobs, Jobs. Und dass der US- Flugzeugbauer Boeing bestens in die Regierungszentrale vernetzt ist, tat da offenbar ein Übriges.
Noch ist unklar, ob auch bei dem Absturz in Äthiopien – wie bei dem Unglück einer baugleichen Boeing in Indonesien Ende Oktober 2018 – die supermoderne MCAS-Software, die in bestimmten Situationen selbsttätig eingreift, möglicherweise schuld an der Katastrophe war. Klar ist aber, dass der Absturz ein böser Schlag für Boeing ist. Die 737-Reihe ist das mit Abstand wichtigste Flugzeug des Konzerns.
An gefährlichem Punkt angekommen
Unabhängig davon werfen beide Abstürze heikle Fragen auf. Bei dem Fall in Indonesien zeigte sich, dass die MCAS-Software wegen falscher Sensorenwerte die Maschine nach unten drückte und die Piloten vergeblich versuchten, das auszugleichen. Nach Recherchen des Wall Street Journal war die Funktionsweise der Software in den Handbüchern überhaupt nicht beschrieben.
Mit anderen Worten: Die Piloten hatten gar keine Möglichkeit, das System zu deaktivieren. Möglicherweise, so hieß es, sollte damit der Schulungsaufwand begrenzt werden. Der harte Preiskampf in der Branche – angetrieben auch von Kunden, die stets den billigsten Flug buchen wollen – wäre da an einem gefährlichen Punkt angekommen.
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