Ladenschluss-Debatte: Öffnungszeiten haben sich bewährt

5.6.2019, 15:29 Uhr
In anderen Bundesländern haben die Supermärkte deutlich länger geöffnet als in Bayern.

© Uwe Anspach, dpa In anderen Bundesländern haben die Supermärkte deutlich länger geöffnet als in Bayern.

Als 2003 letztmals das Ladenschlussgesetz vom Bundestag gelockert wurde, war die Euphorie groß. Erstmals durften Geschäfte von 6 bis 20 Uhr ihre Pforten öffnen und zwar von montags bis samstags. Diese Regelung hat sich bis heute auch bewährt, zumal noch eine Reihe von Ausnahmen eine Ausweitung der Verkaufszeiten erlauben. Erinnert sei nur an die verkaufsoffenen Sonntage oder die Sonderregelungen für Bahnhöfe und Flughäfen.

Doch reichte diese Ausweitung den Befürwortern eines Rund-um-die-Uhr-Shopping bei weitem noch nicht. Seit 2006 können die Bundesländer die Ladenschlusszeiten selbst festlegen, da der Bund ihnen diese Aufgabe übertragen hat. Viele Bundesländer erlauben seitdem unter der Woche Öffnungszeiten von 0 bis 24 Uhr – lediglich Bayern und das Saarland sind bei der 6 bis 20 Uhr-Regelung geblieben. Und das ist gut so.


FDP will Ladenschlussgesetz in Bayern lockern


Viele der Prophezeiungen, die mit der Freigabe der Ladenöffnungszeiten abgeben wurden, sind nämlich bis heute nicht eingetreten: Höhere Umsätze, mehr Arbeitsplätze, weniger Ladensterben. Nichts davon, lässt sich belegen. Im Gegenteil: Die Umsätze sinken – nicht zuletzt aufgrund des immer stärker werdenden Online-Handels. Doch wer glaubt tatsächlich daran, dass der Buchhändler um die Ecke auch nur ein Buch mehr verkaufen würde, wenn er seinen Laden Tag und Nacht offen hält.

Arbeitsplätze sind höchstens in Form von Selbstausbeutung von Betreibern der Spätis in Berlin entstanden oder eine Mehrbelastung bei den Familienbetrieben, wo jeder mit Hand anlegen muss, um möglichst früh zu öffnen und möglichst spät zu schließen.
Bemerkenswert ist auch, das eine (wenn auch knappe) Mehrheit der Bevölkerung in Bayern bei Umfragen regelmäßig gegen längere Ladenöffnungszeiten votiert.


Kommentar: In Bayern ist eine Flexibilisierung längst überfällig


Es gibt also gute Gründe, warum im Freistaat fast alle Parteien sich gegen eine Lockerung aussprechen – bis auf die FDP. Die Diskussion um eine Freigabe der Öffnungszeiten wirkt zudem etwas aus der Zeit gefallen. Die Bequemlichkeit der Menschen hat ihre Heimat längst im Internet gefunden. Lieferdienste werden über kurz oder lang das Regiment übernehmen.

Es ist zweifelhaft, dass dies die dort Beschäftigen eine bessere Perspektive ist. Sinnvoller wäre es aber allemal, sich hier Gedanken über eine sinnvolle Bezahlung und Gestaltung der Arbeitszeiten zu machen. Auf eine uralte Kamelle zu setzen, mag der FDP vorübergehend Aufmerksamkeit bringen, zukunftsgerichtet ist die Diskussion aber keineswegs.

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