Nach Wahlniederlage der Union

Merz: "Tiefpunkt der Zusammenarbeit von CDU und CSU"

11.10.2021, 11:16 Uhr
In der Union ist noch lange keine Ruhe eingekehrt: Die Suche nach den Ursachen des Wahldebakels geht weiter.

© Guido Kirchner, dpa In der Union ist noch lange keine Ruhe eingekehrt: Die Suche nach den Ursachen des Wahldebakels geht weiter.

Zwei Wochen nach ihrer historischen Niederlage bei der Bundestagswahl streitet die Union immer noch erbittert über die Schuldfrage und den richtigen Weg aus der Krise. Der CDU-Politiker Friedrich Merz äußerte scharfe Kritik am Verhalten der CSU im Wahlkampf. CDU-Abgeordneter Christian von Stetten legte den Mitgliedern des Parteipräsidiums den Rücktritt nahe.

Zeichen für personelle Erneuerung

Die beiden CDU-Bundesminister Annegret Kramp-Karrenbauer und Peter Altmaier setzten ein Signal für personelle Erneuerung, indem sie zugunsten jüngerer Politiker auf ihre Bundestagsmandate verzichten. Die beiden Saarländer hatten ihre Entscheidung überraschend am Samstag angekündigt und machen damit den Weg frei für Nadine Schön (38) und und den Haushaltspolitiker Markus Uhl (41), die sonst den Wiedereinzug ins Parlament verpasst hätten und nun als Nachrücker von der CDU-Landesliste doch noch zum Zug kommen.

Falsche Wahl des Kanzlerkandidaten?

CSU-Chef Markus Söder führt das schlechte Ergebnis der Union auf den unpopulären Kanzlerkandidaten Armin Laschet (CDU) und eine schwache Wahlkampfstrategie zurück. "Es ist einfach so: Am Ende wollten die Deutschen einen anderen Kanzlerkandidaten als den, den CDU und CSU aufgestellt haben", sagte Söder, der selbst gerne Kanzlerkandidat geworden wäre, am Samstag bei der Landesversammlung der Jungen Union (JU) in Deggendorf. "Genauso wie es eine Rolle gespielt hat, dass wir von Anfang an nicht ganz sicher waren, welche Strategie wir inhaltlich eigentlich fahren."

Doch auch Söder weht zarter Gegenwind in der eigenen Partei entgegen. Bei der JU-Landesversammlung stimmten die Delegierten mit großer Mehrheit dafür, Söders Namen aus einer Erklärung zu streichen, die der JU-Landesvorstand entworfen hatte.

"Stillos, respektlos und rüpelhaft"

Niedersachsens CDU-Chef Bernd Althusmann sagte gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: "Die CDU war aus meiner Sicht seit den knappen innerparteilichen Entscheidungen tief gespalten. Der Streit zwischen CDU und CSU in der Frage der Kanzlerkandidatur tat hier sein Übriges. Das war eine schwere Last im Wahlkampf."

Merz kritisierte mit Blick auf das Verhältnis von CDU und CSU: "Das Jahr 2021 markiert einen Tiefpunkt unserer Zusammenarbeit und unseres Umgangs miteinander." In seinem am Samstag verschickten Newsletter schrieb er: "Wir müssen nicht alle zu jeder Zeit von jeder Entscheidung restlos überzeugt sein. Aber so wie in den Wochen vor der Wahl geht man in einer sich immer noch "bürgerlich" nennenden Union einfach nicht miteinander um. Das war stillos, respektlos und streckenweise rüpelhaft." In der CSU hatte es auch schon während des Wahlkampfs immer wieder kritische Töne in Richtung des Unionskanzlerkandidaten und CDU-Chefs Armin Laschet gegeben.

Union rutscht weiter ab

Söder sei seit über einem Jahr neben Kanzlerin Angela Merkel (CDU) derjenige Unionspolitiker, der bundesweit die höchste Wertschätzung genieße, sagte Altmaier der Deutschen-Presse Agentur. "Die neue CDU-Führung und Markus Söder müssen ein starkes Team bilden. Nur so kann der Wiederaufstieg gelingen." In der Wählergunst ist die Union laut einer Insa-Umfrage weiter abgerutscht. Im "Sonntagstrend" des Meinungsforschungsinstituts für die "Bild am Sonntag" liegen CDU und CSU zusammen nun bei 20 Prozent, ein Prozentpunkt weniger als in der Vorwoche. Die SPD erreicht 28 Prozent.

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