Ministerium: Gesundheitsämter benötigen keine externe Hilfe

21.11.2020, 10:15 Uhr
2000 Kräfte aus Staatsverwaltung, Polizei und Bundeswehr sind demnach in Bayern bei der Kontaktnachverfolgung im Einsatz.

© Marijan Murat, dpa 2000 Kräfte aus Staatsverwaltung, Polizei und Bundeswehr sind demnach in Bayern bei der Kontaktnachverfolgung im Einsatz.

Das bayerische Gesundheitsministerium sieht derzeit keinen Bedarf für externe Hilfe bei der Kontaktnachverfolgung von Corona-Infizierten. "Wir haben aktuell genügend staatliche Mitarbeiter", sagte eine Sprecherin des Ministeriums. Daher habe sich die Frage nach der Unterstützung der Gesundheitsämter durch Dienstleister bisher nicht gestellt.

Das Landratsamt Oberallgäu hatte zuvor das Angebot eines Kemptener Reisebüros abgelehnt, bei der Kontaktnachverfolgung zu helfen. "Zum einen brauchen die Mitarbeiter eine Aufgabe", begründete Reisebüro-Geschäftsführer Rolf Apin den Vorschlag. "Zum anderen können wir durch unsere Arbeit und beim Kurzarbeitergeld eine doppelte Entlastung für den Staat schaffen."

Bei der Kontaktnachverfolgung würden aber vertrauliche Patienten- und Personendaten erhoben, betonte ein Ministeriumssprecher. Außerdem verhängten und überwachten die Ämter Quarantänemaßnahmen, womit sie in hoheitlicher Funktion für den Freistaat auftreten. Diese Aufgaben solle lieber eigenes Personal erledigen.

Dafür sind nach Angaben des Ministeriums bei den Gesundheitsämtern 700 neue Mitarbeiter eingestellt worden, bis zu 500 weitere Einstellungen sollen folgen. Die Bewerbersituation sei "überwiegend sehr gut", sagte ein Sprecher. Auch 2000 Kräfte aus Staatsverwaltung, Polizei und Bundeswehr sind demnach in Bayern bei der Kontaktnachverfolgung im Einsatz.

Die würden aber an anderer Stelle fehlen, sagt Reisebüroleiter Apin. "Wir haben daher nicht so viel Verständnis für die Absage." Bei allen Problemen, die von den Behörden genannt würden, halte er die Entscheidung letztlich für "eine Frage des Wollens".

Ein Sprecher des Landratsamts Oberallgäu betont dagegen, die Behörde dürfe gar nicht selbst über eine solche Kooperation entscheiden. Neue Mitarbeiter für die Kontaktnachverfolgung würden mit Arbeitsverträgen der Regierung von Schwaben eingestellt. "Darauf könnten sich die Mitarbeiter des Betriebs ganz normal bewerben", betonte der Sprecher. Weil sie aber Kurzarbeitergeld beziehen, dürften sie nur bis zur Höhe des bisherigen Netto-Verdiensts hinzuverdienen. Mit einem so geringen Stundensatz wäre der Aufwand für die Einarbeitung zu groß.

Andernorts ist die Hilfe eines Reisebüros bei der Ermittlung von Corona-Kontakten aber willkommen: Der Kreis Coesfeld in Nordrhein-Westfalen kooperiert seit Anfang November mit einem Betrieb. Bis zu zehn Mitarbeiter helfen dem Gesundheitsamt bei der telefonischen Betreuung von Corona-Infizierten. Die Reisebüro-Mitarbeiter würden dafür eigene räumliche Kapazitäten nutzen, betont ein Sprecher des Landratsamts. "Das kommt dem Gesundheitsamt entgegen, um die eigene Infrastruktur für die intensive Kontaktnachverfolgung nicht zu belasten."

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