Nach Kräftemessen: Söders Macht ist gewachsen, vorerst

20.4.2021, 15:38 Uhr

Noch ist nicht ganz klar, was Markus Söder zum Beidrehen bewegt hat. Das Votum der CDU-Gremien vor einer Woche war weit klarer für Armin Laschet ausgefallen. Diesmal fügten sich einige Vorständler erkennbar der Parteiräson. Hätte Söder durchgezogen und etwa die Fraktion abstimmen lassen, er hätte seine Kandidatur womöglich doch noch erzwungen.


Kommentar: Laschet, der ewig Unterschätzte


Söder hat es nicht getan. Warum, beantwortet er nur begrenzt. Die neue CSU, für die er nach eigener Aussage steht, hat ihn eine Woche lang nicht beschäftigt. Aber er stand an jener roten Linie, nach deren Überschreiten es kein Zurück mehr gibt. Vielleicht haben er und seine Berater dahinter verwüstetes Land gesehen mit einer zerrissenen Union und einer CDU, die ihn nur in Teilen tragen, in anderen Teilen aber verachten würde.

Alle unterschätzt

Leicht ist ihm das nicht gefallen, doch ein Verzicht wie dieser tut das nie. Er könnte sich dennoch als klügere Wahl erweisen. Während Laschet geschwächt aus dem Machtkampf hervorgeht, gilt das für Söder zunächst nicht. Der CSU-Chef hat seine und damit die Position seiner Partei innerhalb der Union ausgebaut. In der CDU hatte niemand für möglich gehalten, wie groß der Rückhalt für Söder in den eigenen Reihen tatsächlich ist. Und sie haben seinen Machtwillen unterschätzt.


Um der eigenen Macht willen demontiert Söder die CDU


Beides kennen sie nun in der Schwesterpartei. Für die kommenden Monate gibt das dem Bayern eine neue Position innerhalb des Kräfteverhältnisses der Union. Söder kann anders, mit mehr Nachdruck auftreten. Er hat Laschet die Kandidatur überlassen, wenn auch in letzter Sekunde. Er hat der Union die Zerreißprobe erspart. Im Moment kommt in der CDU niemand an ihm vorbei. Sein bundespolitisches Gewicht ist gewachsen, sein Ansehen auch.

Wie weit das über den Wahltag hinaus wirken wird, steht auf einem anderen Blatt. Denn Söder hat nicht nur die Führungsebene der CDU gespalten mit seiner Kampfansage und sich dort neben neuen Freunde eine Reihe neuer Feinde gemacht, darunter wirkmächtige Menschen wie Wolfgang Schäuble oder Volker Bouffier. Sie werden nach der Wahl die Rechnungen begleichen, wenn der gemeinsame Weg, das Stillhalten nicht mehr entscheidend ist für einen Wahlerfolg.


Kommentar: Söder macht Laschet zum Pyrrhussieger


Söder hat auch einen Keil getrieben zwischen die gewählten Gremien der CDU und ihre Basis. Er steht deshalb noch lange nicht auf einer Stufe mit Donald Trump stellt, der in den USA sich so seine Macht gesichert hat. Söders demokratisches Grundverständnis ist fundamental anders. Was sie allerdings eint, ist ihr Hang zum Populismus. Söder nennt es das Gespür für die Basis, eine Notwendigkeit in der Demokratie. Doch die lebt durch ihre legitimierten Gremien. Söder hat sie in Frage gestellt, als es ihm genutzt hat. Auch das werden sie ihm in der CDU nicht vergessen.

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