Nach Kritik: Bayern verteidigt späten Start der Sommerferien

27.7.2019, 05:12 Uhr
Bayern startet in diesem Jahr - wie immer - besonders spät in die Sommerferien.

© dpa Bayern startet in diesem Jahr - wie immer - besonders spät in die Sommerferien.

Die bayerische Landesregierung hat die Forderung zurückgewiesen, dass ab 2025 auch im Freistaat die Sommerferien zu wechselnden Terminen beginnen sollen, teilweise also schon im Juni. "Wir werden an der bayerischen Ferienreglung festhalten. Sie hat sich seit vielen Jahren bestens bewährt", entgegnete Bildungsminister Michael Piazolo (Freie Wähler) auf Anfrage der Nürnberger Nachrichten.

Hamburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen hatten kritisiert, dass Bayern und Baden-Württemberg stets als Letzte in die Ferien starten und nicht wie die anderen 14 Länder rotieren. Die Lehrergewerkschaft GEW hingegen fordert, endlich etwas gegen Personalmangel an den Schulen zu tun statt über Ferien zu diskutieren.

Kultusminister Michael Piazolo: "Viele Familien schätzen die zweiwöchigen Pfingstferien sehr, um den gemeinsamen Jahresurlaub miteinander zu verbringen. Nach den Pfingstferien brauchen die Schulen noch ausreichend Zeit für Unterricht, Prüfungen und Schul- und Unterrichtsprojekte."

Auch die schulpolitische Sprecherin der Grünen im bayerischen Landtag, Anna Toman, meint: Die gerade mal fünf Wochen zwischen Pfingst- und Sommerferien seien das Minimum: "Weniger geht nicht." Andererseits wolle sie sich "nicht dagegenstellen", insgesamt flexibler zu werden – vor allem, wenn auch andere Länder Pfingstferien einführten. "Man muss ja nicht immer auf dem Ist-Zustand beharren, sondern kann auch mal einen Schritt auf die anderen zugehen", so die Abgeordnete aus der Oberpfalz.

Der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Matthias Fischbach aus Erlangen, sagt, Bayern dürfe bei diesem Thema "gerne mal Letzter bleiben". Das sei wichtig, um nach Pfingsten genügend Zeit zu habe. Sonst gehe das zulasten der Qualität. "Dafür bin ich nicht zu haben", so Fischbach. Zudem sei das Rotationsprinzip "auch nicht der Weisheit letzter Schluss".

Das sagen Schüler und Lehrer zu anderen Ferienterminen

Und was sagen diejenigen, die am meisten von einer Neuregelung betroffen wären, nämlich Schüler und Lehrkräfte? "Ich finde es super, so wie es jetzt ist", antwortet Joshua Grasmüller, Landesschülersprecher der Gymnasien. Dass die Ferien in Bayern immer im August liegen, sei praktisch, man könne sich bei der Planung gut darauf einstellen. Einen "besonderen Ausnahmestatus" von Bayern und Baden-Württemberg sehe er nicht. Das sei aber seine persönliche Meinung, der Landesschülerrat habe dazu keine Position.

Und die Lehrer? Haben nach Ansicht ihrer Interessenvertreter ganz andere Probleme als Ferientermine. "Das ist für uns einfach nicht relevant", sagt Anton Salzbrunn, der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Vor allem der Lehrermangel an den bayerischen Grund-, Mittel- und Förderschulen mache ihm Sorgen. "Da baut sich was auf."

Auch der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) winkt beim Sommerferienstreit ab. "Der Sinn von Schule scheint für viele zu sein: Wann können wir Schulaufgaben schreiben?", moniert Präsidentin Simone Fleischmann. Wenn man das als wichtigste Aufgabe der Bildungseinrichtungen sehe, dann seien die Ferientermine tatsächlich wichtig. "Der BLLV hat aber ein völlig anderes Verständnis von Schule." Die ehemalige Schulleiterin fordert: "Wir müssen unabhängig von diesem Leistungswahnsinn werden." Wer wann in die Ferien darf, diese Frage komme erst danach.

 

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