Nachspiel vor Gericht? Was Trump noch blühen kann

19.1.2021, 17:12 Uhr
Bald muss Donald Trump das Weiße Haus räumen - und ist dann auch nicht mehr vor Strafverfolgung geschützt.

© ANDREW CABALLERO-REYNOLDS, AFP Bald muss Donald Trump das Weiße Haus räumen - und ist dann auch nicht mehr vor Strafverfolgung geschützt.

Eine Präsidentschaft mit Folgen

Zum einen soll sich Trump für die zunächst verheimlichten, später von seinem Ex-Anwalt Michael Cohen dokumentierten Schweigegelder verantworten, die er 2016 an die Pornodarstellerin Stephanie Clifford alias Stormy Daniels und das Playboy-Model Karen McDougal zahlen ließ. Mit beiden hatte er Affären, die er unter den Teppich zu kehren versuchte. Da das teuer erkaufte Schweigen der Frauen seiner Präsidentschaftskampagne nützte, legt ihm Vance unterschlagene Wahlkampffinanzierung zur Last. Zudem hat er Steuerunterlagen angefordert. Gut möglich, dass Trump, der in manchen Jahren nur 750 Dollar an Einkommensteuer überwies, auch wegen Steuerhinterziehung belangt wird. Unabhängig davon, wie das Kapitel ausgeht, muss er fürchten, dass sein Business-Imperium zerbröselt. Indem er zum Sturm auf das Kapitol anstiftete, hat er langjährige Geschäftspartner aus Sorge um das eigene Image dazu gebracht, die Reißleine zu ziehen. Wie es endet, mit einem Bankrott des Milliardärs oder womöglich sogar mit einem Comeback dank ausländischer Hilfe, bleibt abzuwarten.


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Rote Zahlen

Zu kämpfen hatte die Trump-Organisation schon seit Längerem. Ihre Hotels schreiben tiefrote Zahlen, seit die Pandemie das Reisen erschwert. Einige waren zuvor schon chronisch defizitär, etwa das National Doral, ein Komplex mit 643 Zimmern und dazugehöriger Golfwiese am Rande Miamis, in dem der US-Präsident 2019 einen G-7-Gipfel ausrichten wollte, bevor er es sich anders überlegte. In New York und San Francisco durchkreuzte die Epidemie einen Plan, der viele Millionen in die Kassen des angeschlagenen Konglomerats spülen sollte. Zwei Bürotürme, der eine in Manhattan, der andere im Zentrum der Pazifikmetropole, sollten verkauft werden. Der Immobilienfonds Vornado, dem sie zusammen mit Trump gehören, hatte sich satte Gewinne versprochen, nachdem die Preise vor allem in San Francisco lange Zeit immer nur gestiegen waren. Dann stellte sich mit der Seuche die Frage, wie viel Büroraum überhaupt noch gebraucht wird. Da sich kein Käufer für die Hochhäuser fand, machte Vornado im November einen Rückzieher.


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Und damit zerschlug sich die Hoffnung Trumps, durch zwei glänzende Geschäfte auszugleichen, was sich ansonsten an Verlusten ansammelte. Seit dem 6. Januar hat sich die Lage akut zugespitzt, denn jetzt geht es um Grundsätzliches. Im Großen und Ganzen sind es vermögende Privatkunden, die in seinen Hotels übernachten, seine Wohnungen mieten oder kaufen, in seinen Golfclubs die Mitgliedsbeiträge entrichten. Nun zeichnet sich ab, dass die betuchte Klientel auf Distanz geht zu einem Brandstifter, der einen Mob aufwiegelte, weil er sich mit seiner Wahlniederlage nicht abfinden konnte.

Düstere Aussichten

Damit würde es zumindest in Amerika nicht mehr funktionieren, das Geschäftsmodell, das maßgeblich auf der Vermarktung des Namens Trump beruht. Schon jetzt ist einiges zusammengekommen. New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio kündigte die Verträge der Stadt mit der Trump-Organisation für den Betrieb eines Golfplatzes in der Bronx und zweier Eislaufflächen im Central Park. Cushman & Wakefield, einer der weltweit größten Makler von Büro-Immobilien, kappte sämtliche Kontakte. Die New Yorker Bank Signature, in deren Aufsichtsrat einst Ivanka Trump saß, gab ebenfalls ein Ende der Geschäftsbeziehung bekannt. Und die Deutsche Bank teilte mit, dass sie der Trump-Gruppe kein Geld mehr leihen werde. Damit kommt dem Familienunternehmen der Rettungsring abhanden, mit dessen Hilfe es sich in rauer See über Wasser halten konnten.

Nach einer Pleitewelle Trumps in der Casinostadt Atlantic City hatten die großen amerikanischen Finanzinstitute kalte Füße bekommen und dem Bankrotteur weitere Kredite verweigert. Die Deutsche Bank sprang in die Bresche und avancierte mit den Jahren zur größten Gläubigerin des scheidenden Präsidenten. Laut „New York Times“ steht er bei ihr mit rund 400 Millionen Dollar in der Kreide, für die er persönlich haftet. Insgesamt belaufen sich seine Schulden auf circa 1,1 Milliarde Dollar.Vier Fünftel der Summe stehen in den nächsten vier Jahren zur Rückzahlung an. Die Notbremse zog auch die Professional Golf Association (PGA) an, die 2022 eines ihrer prestigeträchtigen Meisterschaftsturniere in Bedminster, Trumps Club in New Jersey, ausrichten wollte. Um Schaden von der Marke PGA abzuwenden, wird sie nun auf einen anderen Ort ausweichen. Trump dürfte es nicht nur als Schlag ins Kontor, sondern geradezu als Demütigung empfinden. Mit einem seiner Plätze in die Spitzenliga des Golfsports aufzusteigen war ein Ziel, das er seit Jahren anstrebte.

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