Neue Studie: So läuft Superspreading ab

4.12.2020, 18:00 Uhr
Die Tanzfläche in diesem Club ist rappelvoll - bei diesem Szenario hätte das Coronavirus leichtes Spiel.

© picture-alliance / dpa/dpaweb Die Tanzfläche in diesem Club ist rappelvoll - bei diesem Szenario hätte das Coronavirus leichtes Spiel.

Wie bloß konnte sich das Coronavirus derart schnell verbreiten? Diese Frage bereitet Wissenschaftlern in aller Welt immer noch Kopfzerbrechen. Etwas Licht ins Dunkel bringen könnte jetzt eine Studie, die sich mit den Mustern der Verbreitung der Erregers beschäftigt. Die Forschenden haben dazu sogenannte Corona-Superspreader-Events genauer unter die Lupe genommen.

In Zusammenarbeit mit dem Robert Koch-Institut (RKI) und dem Gesundheitsamt Berlin-Mitte hat ein Team um den Virologen Christian Drosten solche Ereignisse zu Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland rekonstruiert und untersucht. In den Fokus nahmen sie zu diesem Zweck drei Partys in einem Berliner Club, die zwischen dem 29. Februar und dem 5. März stattgefunden haben. Wie es heißt, sollen sich an den betreffenden drei Abenden insgesamt 650 Gäste sowie 16 Mitarbeiter in dem Club aufgehalten haben.

Interviews mit 44 Infizierten

Ergebnis: Bei 74 der betreffenden 666 Personen konnten die Infektionen bis in den Berliner Club zurückverfolgt werden. Wie haben die Wissenschaftler das herausgefunden? Zunächst erfolgte eine Befragung. Die Forscher rund um Drosten führten Interviews mit 44 Besuchern und Mitarbeitenden des Clubs, die sich nach dem 29. Februar mit dem Coronavirus infiziert hatten. Es wird davon ausgegangen, dass es unter den Gästen des erstens Abends die meisten Folgeinfektionen gegeben hat.

Besonders anfällig für eine Infektion mit dem Virus Sars-CoV-2 sollen demnach die Mitarbeiter des Clubs gewesen sein. Einer soll schon am ersten untersuchten Abend infiziert gewesen sein und dadurch seine Kollegen und Kolleginnen angesteckt haben, heißt es.

Sodann bestimmte das Team um Drosten den DNA-Code von 17 Virenproben und konnte enge genetische Verwandtschaften zwischen den einzelnen Proben feststellen. Dieses Ergebnis lasse vermuten, dass der erste Corona-Ausbruch in dem Berliner Club Ende Februar tatsächlich nur von einer einzelnen Person ausgegangen war.

Damit nicht genug: Drosten sieht noch ein weiteres Virus, das Pandemie-Potenzial aufweist: „Wenn der Rummel jetzt vorbei ist, dann werde ich mit einer kleinen Arbeitsgruppe ein neues Thema aufbauen“, sagte er der Zeitschrift Capital und ergänzte, dass er seine Forschung schon bald auf das Mers-Virus richten wolle.

Die Abkürzung steht für das sogenannte Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus (MERS-CoV), das 2012 erstmals auf der arabischen Halbinsel nachgewiesen wurde. Mit ihm werden bislang rund 800 Todesfälle in Verbindung gebracht.

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