Nur Mini-Lockerungen: Söder macht sich nicht nur beliebt

30.6.2020, 16:25 Uhr
Mit seinem Vorstoß macht sich Markus Söder nicht überall beliebt.

© Steffi Adam via www.imago-images.de, imago images/Future Image Mit seinem Vorstoß macht sich Markus Söder nicht überall beliebt.

Wer gehofft oder befürchtet hatte, die bayerische Staatsregierung unter ihrem Chef Markus Söder (CSU) werde am Dienstag vor dem Hintergrund einer niedrigen Ansteckungsrate im Freistaat weitere Öffnungen wie etwa eine weit reichende Befreiung vom Mund-Nase-Schutz verkünden, sah sich - je nach Einstellung - enttäuscht oder angenehm überrascht. Lediglich in Kinos, Theatern und Konzertsälen dürfen die Bayern jetzt die weithin verhasste Maske abnehmen, sobald sie ihre Plätze eingenommen haben.


Mehr als diese Mini-Lockerung hielt das Söder-Kabinett nicht für angezeigt. Wahrscheinlich auch deshalb, weil verschiedene Corona-Ausbrüche in anderen Bundesländern deutlich gemacht haben, dass von Entwarnung keine Rede sein kann. Ein solches Geschehen im Land des Ober-Seuchenbekämpfers und inoffiziell-inoffiziellen Kanzlerkandidaten würde ja nun wirklich nicht gut kommen. Söder wäre der Häme der Rest-Republik ausgesetzt.

Bavaria first?

Unbeliebt hat er sich sowieso schon wieder bei seinen Kollegen in anderen Bundesländern und in Berlin wegen seines Programms "Tests für alle" gemacht. So etwas bringt man nämlich nicht überall zustande - weder organisatorisch noch finanziell. Und auch in Bayern dürfte das große Versprechen an die Landeskinder (nur an diese) nicht ohne vernehmbares Knirschen umsetzbar sein. Sicher hätten auch Menschen in Konstanz, Saarbrücken, Bielefeld, Osnabrück oder Schwerin Interesse daran, feststellen zu lassen, ob bei Ihnen das Virus zugeschlagen hat. Doch erstmal heißt es: Bavaria first. Was gegen die Massentests eingewandt wird, ist schwer nachvollziehbar, um nicht zu sagen: Gar nicht.

Natürlich: Ein Test gibt nur Auskunft über den Infektionszustand der betreffenden Person zum Zeitpunkt des Abstrichs. Mit diesem Argument freilich könnte man getrost so ziemlich alle vorsorglichen Tests streichen. Das reicht schon nahe den den angeblichen Witz von US-Präsident Donald Trump heran, man solle nicht so viel testen, dann habe man auch weniger Fälle.

Zum Zeitpunkt, als kaum Mund-Nase-Masken verfügbar waren, hieß es, diese hätten keinen Sinn und vermittelten nur ein trügerisches Gefühl der Sicherheit. Jetzt, da Massentests ohne Frage eine organisatorische und finanzielle Herausforderung darstellen, soll auch der Ratschlag "Testen, Testen, Testen" nicht mehr gelten? Man sollte den Menschen sagen, woran es wirklich liegt: Zu wenig Kapazitäten, zu hohe Kosten.

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