Nürnberg als Kulturhauptstadt: Nur die Zukunft hilft weiter

5.12.2019, 05:52 Uhr
Der Countdown läuft: Vom 10. bis 11. Dezember präsentiert sich Nürnberg zusammen mit sieben weiteren Kandidaten-Städten in Berlin für den Titel "Kulturhauptstadt Europas 2025". Das Männleinlaufen spielt dabei eine zentrale Rolle.

© Roland Fengler Der Countdown läuft: Vom 10. bis 11. Dezember präsentiert sich Nürnberg zusammen mit sieben weiteren Kandidaten-Städten in Berlin für den Titel "Kulturhauptstadt Europas 2025". Das Männleinlaufen spielt dabei eine zentrale Rolle.

Nachdenken muss nicht schlecht sein und kein Jurymitglied wird sich nächste Woche um die zähe Vorgeschichte scheren. Nein, es kommt dann vor allem auf Inhalte und sicher auch auf die Art der Darbietung an. Über den Showeffekt kann nur spekuliert werden, das Männleinlaufen als Leitmotiv hat auf jeden Fall historischen Bezug, der in die Gegenwart transportiert werden soll.

 

Dieses Vorgehen entspricht dem Motto der Nürnberger Bewerbungsstrategen: Past Forward. Die Vergangenheit, die in Nürnberg mal ruhmreich (lange her), mal ganz und gar unrühmlich (1933–1945) und zuletzt durchaus hoffnungsvoll verlaufen ist, dient dabei als Anknüpfungspunkt – nicht mehr und nicht weniger.

Weniger Past, mehr Forward

Daran haben sich anfangs einige Skeptiker gerieben, die gerne ihr rückwärtsgewandtes Nürnberg-Bild skizziert hätten. Zu Recht konnten sich diese Stimmen nicht durchsetzen. Denn chancenreich kann die Bewerbung nur für Kommunen verlaufen, die ihre Zukunft fest im Blick haben. Das Butzenscheiben-Image, die Kaiserburg und Albrecht Dürer als berühmtester Sohn der Stadt stünden da nur im Weg.

Weniger Past, mehr Forward: Diese Weichenstellung ist zweifelsohne richtig. Ob der Sprung in die nächste Runde gelingt, hängt nun vom vielzitierten Narrativ ab: Gelingt es der Nürnberger Delegation, eine schlüssige und glaubwürdige Erzählung zu präsentieren, warum 2025 ausgerechnet die fränkische Metropole mit den Weihen einer Kulturhauptstadt zu versehen ist, dann geht es in die nächste Runde.

Stoff für eine solche Erzählung gibt es reichlich: Mit dem hohen Migrantenanteil steht Nürnberg stellvertretend für viele Großstädte. Daraus lassen sich viele Stadtentwicklungsprojekte ableiten.

Ende auf halber Strecke?

Und auf die kommt es an: Denn der begehrte Titel Kulturhauptstadt hat weniger mit Kultur im klassischen Sinn als mit langfristigen Entwicklungslinien der Stadtgesellschaft zu tun. Insofern, das bliebe im Falle eines Ausscheidens als schwacher Trost übrig, könnte das Bewerbungsbuch dem neuen Nürnberger Stadtrat als wertvolle Blaupause für künftige Entscheidungen dienen.


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Sollte Nürnbergs Marathon nicht schon auf halber Strecke enden, beginnt die eigentlich heiße Phase – an deren Ende ein Finale steht ohne den scheidenden Anchorman Ulrich Maly und – das bleibt zu hoffen – mit noch größerer Beteiligung der Bevölkerung. Denn der berühmte Funke ist bislang noch nicht flächendeckend auf die Nürnbergerinnen und Nürnberger übergesprungen. Es war halt keine Liebe auf den ersten Blick.

Bewerbungsbüro-Chef Hans J. Wagner wird unter anderem zusammen mit OB Maly nach Berlin reise, um Nürnberg für den Titel "Kulturhauptstadt 2025" zu bewerben.

Bewerbungsbüro-Chef Hans J. Wagner wird unter anderem zusammen mit OB Maly nach Berlin reise, um Nürnberg für den Titel "Kulturhauptstadt 2025" zu bewerben. © Foto: Stadt Nürnberg

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