Nürnbergs OB-Kandidat Brehm: "Kommunalwahlen sind Persönlichkeitswahlen"

23.2.2020, 05:56 Uhr
Thorsten Brehm will in Nürnberg seinen Parteikollegen Ulrich Maly als Oberbürgermeister beerben.

© Eduard Weigert Thorsten Brehm will in Nürnberg seinen Parteikollegen Ulrich Maly als Oberbürgermeister beerben.

Für die Sozialdemokraten in Nürnberg steht bei der Kommunalwahl viel auf dem Spiel. Sie stellen derzeit den Oberbürgermeister, und die SPD ist mit Abstand stärkste Fraktion in Bayerns zweitgrößter Stadt. Die Frage ist nun: Kann die Traditionspartei ihre Machtpositionen – ohne ihren populären Politiker Ulrich Maly – verteidigen? Die SPD hat viel zu verlieren.

Umfragewerte zeigen nach unten

Die jüngsten Wahlergebnisse, auch der aktuelle Umfrage-Trend wecken einige Befürchtungen in der Partei, auch wenn sich OB-Kandidat Thorsten Brehm betont selbstbewusst gibt. In einer Erhebung für den BR landete die Bayern-SPD im Januar nur mehr bei sieben Prozent. Bei der Europawahl 2019 erzielte die Nürnberger SPD 12,9 Prozent (minus 17 Prozentpunkte). In ihren Hochburgen büßte sie massiv ein und musste CSU oder Grüne an sich vorbeiziehen lassen.

"Von den Bayern-Trends konnten wir uns immer positiv abheben", versucht Ulrich Maly die Ergebnisse zu relativieren. Eher orientiere man sich an den Ergebnissen und Trends in Hannover oder Hamburg. Das habe stets auch einen Fingerzeig für Nürnberg gehabt. Bloß: In Hannover siegte jüngst ein OB-Kandidat der Grünen. Die Hamburger stimmen 23. Februar ab.

"Kommunalwahlen sind Persönlichkeitswahlen"

Nürnbergs SPD-Kandidat Brehm – der mit Marcus König (CSU) und Verena Osgyan (Grüne) zwei starke Mitbewerber hat und einer von zwölf Bewerbern um das OB-Amt ist – macht sich Mut. "Kommunalwahlen sind Persönlichkeitswahlen. Parteipolitik spielt dabei eher eine untergeordnete Rolle", sagte er jüngst beim NN-Kandidatenpodium. Die Sozialdemokraten können sich kaum vorstellen, nicht in Nürnberg zu regieren. Erst einmal in der Nachkriegsgeschichte gelang es der CSU (1996 bis 2002), den Posten zu erobern. Das Trauma sitzt bis heute tief bei den Sozis.

Und die SPD hat prominente Abgänge. Nicht nur Maly hört auf. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Martin Burkert legt sein Mandat nieder und wechselt in den Vorstand der Eisenbahner-Gewerkschaft. Nürnbergs Kämmerer Harald Riedel hat angekündigt, nach der Wahl nur noch drei statt sechs Jahre im Amt zu bleiben. Trauen die drei Spitzenpolitiker ihrer Partei nicht mehr?

"Das hat damit gar nichts zu tun", antwortet Maly. Sein Entschluss, 2020 nicht noch einmal anzutreten, habe schon 2014 festgestanden. Dabei habe er sich auch nicht mit Riedel abgesprochen. Und der Eisenbahner Burkert war schon immer leidenschaftlicher Gewerkschafter. Auch er sieht keinerlei Zusammenhang mit dem Zustand der SPD.

"Die Stimmung ist nicht schlecht", findet Maly. Aber auch er weiß, dass es keine Garantie gibt für einen erneuten Sieg seiner Partei. Eine Stichwahl halten er und Brehm für sehr wahrscheinlich. Mit dem SPD-Kandidaten? Alles andere können (oder wollen) sich die Sozialdemokraten nicht vorstellen.

Wie die Erlanger Sozialdemokraten mit der schlechten Stellung ihrer Partei im Bund umgehen, lesen Sie hier.


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