Renten: Mittelfrankens DGB-Chef warnt Parteien

24.2.2021, 13:42 Uhr
Gerade Frauen liegen mit ihren Renteneinkünften auch in Nürnberg häufig unterhalb der Armutsgrenze.

© Malte Christians, NNZ Gerade Frauen liegen mit ihren Renteneinkünften auch in Nürnberg häufig unterhalb der Armutsgrenze.

„Diese Konfliktlinien zwischen all jenen, die die gesetzliche Rente weiter schleifen wollen, und uns, die für eine Stärkung eintreten, werden auch im Bundestagswahljahr 2021 eine zentrale Rolle spielen“, so Stephan Doll, Vorsitzender des DGB-Stadtverbandes Nürnberg.


"Den Niedriglohnsumpf trockenlegen"


Aufgrund neuester Zahlen der Deutschen Rentenversicherung sieht der DGB-Stadtverband Nürnberg weiteren Handlungsbedarf. Demnach kamen Männer, die 2019 in der Stadt Nürnberg erstmals eine Altersrente bezogen haben, im Schnitt auf 1045 Euro pro Monat, Frauen mussten mit durchschnittlich 779 Euro auskommen. Damit liegen Frauen deutlich unter der bayerischen Armutsgefährdungsschwelle von zuletzt 1155 Euro im Jahr 2019.

"Der Zusammenhang zwischen guter Arbeit und guter Rente ist offensichtlich. Niedriglöhne und atypische oder prekäre Erwerbsformen schmälern die Chance auf ein gutes Auskommen im Alter", so Doll. Bestehende Fehlanreize wie etwa Minijobs müssten daher konsequent umgebaut und in das System der sozialen Absicherung integriert werden.

"Der Niedriglohnsumpf – einer der größten in Europa – ist trockenzulegen." Hierzu bedürfe es sowohl eines höheren Mindestlohnes als auch eines bayerischen Tariftreue- und Vergabegesetzes, so Stephan Doll. "Das wäre auch ein vernünftiger Beitrag, um die nach wie vor extremen Unterschiede in der Rente zwischen den Geschlechtern einzuebnen.“


Altersarmut nimmt weiter zu: DGB verlangt Kurswechsel in der Rentenpolitik


Im Vergleich mit dem Regierungsbezirk Mittelfranken ergebe sich ein ähnliches Bild. Während Männer in Nürnberg durchschnittlich 141 Euro weniger erhalten, beziehen die Frauen in Mittelfranken mit vier Euro mehr, nur geringfügig höhere Durchschnittsrenten. Niedrige Rentenhöhen führen zu erhöhtem Bedarf von Grundsicherung im Alter. Im Jahr 2019 wurden im Bezirk Mittelfranken beinahe 139 Millionen Euro aus Steuermitteln für bedürftige Rentner ausgegeben, rechnet die Gewerkschaft vor.


"Werden den Kandidaten auf den Zahn fühlen"


Auch im Rentensystem selbst müsse man ansetzen, um Altersarmut zu verhindern. Das Ziel sei der Umbau hin zu einer Erwerbstätigenversicherung, so der Gewerkschaftler. In einem ersten Schritt brauche es eine bessere Absicherung für Solo-Selbständige. Das Rentenniveau müsse stabilisiert und in einem zweiten Schritt deutlich auf mindestens 50 Prozent angehoben werden. Und Doll macht klar: "Allen Bundestagskandidatinnen und -kandidaten in Nürnberg werden wir auf den Zahn fühlen, wie diese sich die Rente der Zukunft vorstellen.“

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