Schlechte Umfragewerte

Rumoren an der CSU-Basis: "Wir wollen den Laschet nicht als Kanzler"

9.9.2021, 19:30 Uhr
"Die Aufgabe ist nun, den Trend zu drehen": Ministerpräsident Markus Söder schwört seine Partei ein.

© Roland Fengler, NNZ "Die Aufgabe ist nun, den Trend zu drehen": Ministerpräsident Markus Söder schwört seine Partei ein.

Gut zwei Wochen vor der Bundestagswahl rutscht nach der CDU nun auch die sonst so erfolgsverwöhnte CSU massiv in der Wählergunst ab. Nach der jüngsten Umfrage des Meinungsforschungsinstitut infratest dimap im Auftrag des Bayerischen Rundfunks liegen die Christsozialen jetzt nur noch bei 28 Prozent, ein historischer Tiefstand.

Vor zwei Monaten sprachen sich noch 36 Prozent der Befragten für die Partei von Ministerpräsident Markus Söder aus. Wie verunsichert ist die Basis, was heißt das für die Mandatsträger in der Metropolregion im Wahlkampf-Endspurt? Ein Überblick.

Michael Frieser, CSU-Bundestagsabgeordneter aus dem Nürnberger Süden und Chef des gewichtigen Bezirksverbandes Nürnberg-Fürth-Schwabach, sieht die Entwicklung einigermaßen nüchtern. Die CSU lebe schließlich nicht auf einer Insel, sie könne sich nicht vom Bundestrend für die Union abkoppeln, sagt er. Dennoch liege seine Partei stets sechs bis acht Prozent über der CDU im Bundesgebiet. "Wir leben und gedeihen miteinander".

Zu wenig eigene Themen gesetzt

Natürlich sieht er die Bundespolitik ausschlaggebend für das schlechte Abschneiden der Union. In 16 Jahren Regierungsverantwortung habe man zu sehr auf Kompromisse mit dem Koalitionspartner geschielt und zu wenig eigene Themen gesetzt, bilanziert Frieser.

Dennoch will er jetzt "kämpfen bis zur letzten Minute". Vor allem will er weiterhin in den Stadtteilen starke Präsenz zeigen und den Bürgerinnen und Bürgern Politik erklären und vermitteln, "dass da jemand ist, der ihre Interessen wahr nimmt".

So sieht das auch Oberasbachs Bürgermeisterin Birgit Huber. Zwar habe sie auch in vielen persönlichen Gesprächen eine Wechselstimmung nach der 16-jährigen Amtszeit von CDU-Kanzlerin Angela Merkel gespürt. Aber es lohne sich, jetzt die die Sachthemen in den Vordergrund zu rücken: "Wir müssen klar machen, wofür wir stehen. Ich glaube es ist noch nichts entschieden.“

Der Erlanger Bundestagsabgeordnete Stefan Müller, der als Direktkandidat erneut antritt und über die Landesliste (Platz 9) abgesichert ist, spricht von einer besonderen Abstimmung: "Dass diese Wahl, die ja das Ende einer bundespolitischen Ära markiert, insgesamt eine besonders schwierige Auseinandersetzung werden würde, war doch klar", sagt er.

Keine schlechte Stimmung

Er selbst erfahre im Wahlkreis in Gesprächen viele positive Rückmeldungen. Eine schlechte Stimmung nehme er nicht war. "Im Gegenteil", betont er. Er habe schon Wahlkämpfe erlebt, bei denen die Stimmung an Infoständen und bei Veranstaltungen deutlich schlechter gewesen sei, etwa zuletzt im Bundestagswahlkampf 2017.

Die Erhebungen, nach denen die CSU derzeit bei 28 Prozent liegt, bezeichnet der erfahrene Bundestagsabgeordnete als "Momentaufnahmen". In der Vergangenheit seien die Demoskopen im Vergleich zum tatsächlichen Ergebnis am Wahlabend mehrfach "meilenweit daneben gelegen". Man habe derzeit eben einen zugespitzten Wahlkampf in einer Situation, die die CSU herausfordere.

Christian von Dobschütz, Kreisvorsitzender der CSU im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim und Bürgermeister von Diespeck, macht das Umfragetief vor allem an einer Person fest: „Armin Laschet war für viele Bayern nicht der Kandidat Nummer eins!“ Markus Söder sei mit der CSU vor einem Dreivierteljahr eher auf dem Weg Richtung 50 Prozent gewesen, der Ministerpräsident habe „keine handwerklichen Fehler“ gemacht. Aber der verheerende Trend sei "ein Ansporn für uns. Ein Wachrüttler.“ Der CSU müsse es nun schnellstmöglich gelingen, die hauseigenen Themen prominenter zu platzieren: Wirtschaft und Sicherheit.

Frage des Kandidaten

"Es wäre schön", sagt der Forchheimer CSU-Ortsvorsitzende Thomas Werner, "wenn man die Wahlprogramme vergleichen würde - und nicht immer nur die Kandidaten". An Infostände höre er immer wieder: "Wir wollen den Laschet nicht als Kanzler, darum können wir nicht CSU wählen". So betrachtet Werner die aktuellen Umfrageergebnisse "schon sehr im Lichte der Kandidatenfrage" - "und nicht so sehr" im Lichte der CSU.

Jedoch weist er darauf hin, dass die frühzeitige Festlegung auf eine Partei unter den Wählern ohnehin abnehme: Auch Untersuchung zeigten, dass die Wahlentscheidung oft erst am Wahltag selbst getroffen werde. Nun hoffe man, den Negativ-Trend noch brechen zu können.

Wer bekommt die Zweitstimme?

Der neue Ortsvorsitzende Manuel Blenk in Gunzenhausen indes hält die Umfragen für wenig aussagekräftig. Denn viele Menschen würden sich diesmal mit ihrer Wahl-Entscheidung schwer tun. Neben den CSU-Stammwählern gebe es viele, die sich noch nicht entschieden haben, wo sie ihr Kreuz bei der Zweitstimme hinsetzen werden. Sollte die Union nicht mehr an der Regierung beteiligt sein, drohe ein „Staatsumbau“, sagt Blenk.


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