Schulen in Bayern sollen offen bleiben - mit Maskenpflicht

5.11.2020, 18:13 Uhr
Kultusminister Michael Piazolo will Schulen solang wie möglich offen lassen.

© Matthias Balk, dpa Kultusminister Michael Piazolo will Schulen solang wie möglich offen lassen.

Die einen müssen schließen, damit die anderen offenbleiben können. Was die Freizeitindustrie an den Rand des Ruins treibt, sollte bei Eltern, Lehrkräften und Schülern eigentlich auf positive Reaktionen stoßen. Doch die Kritik am Krisenmanagement des Freistaates in Schulen und Kitas hält an, auch jetzt, da das Land im zweiten Lockdown die Einrichtungen so lange wie irgend möglich offenhalten will.

So groß ist der Druck, dass die Staatsregierung erneut zu einem Bildungsgipfel geladen hatte. Eine Pressekonferenz gab es diesmal danach nicht, das sollte wohl den Arbeitscharakter unterstreichen. Die Atmosphäre sei angespannt aber konstruktiv gewesen, heißt es hinterher von Teilnehmern aus der rund 30-köpfigen Runde. Ergebnisse erzielt das Treffen trotzdem. Und so justiert Bayern jetzt an zwei wichtigen Stellschrauben nach.

Sollten Schulen und Kitas ursprünglich bei einem bestimmten Inzidenzwert in mehreren Schritten vom Präsenzunterricht in den Hybridmodus wechseln mit geteilten Klassen und Schülern im Unterricht zuhause, ist das nun vom Tisch.
Ohnehin gibt es in Bayern keinen Landkreis und keine Stadt mehr unter dieser Schwelle. Theoretisch müssten deshalb alle Schulen in den Hybridbetrieb gehen. Das aber widerspricht den Zielen der Staatsregierung. "Die Realität hat den Stufenplan überholt", sagt Ministerpräsident Markus Söder (CSU).

Neues System nach den Ferien

Deshalb gilt nach den Ferien ein neues System. Tritt an einer Schule ein Coronafall auf, entscheidet künftig das zuständige Gesundheitsamt, wie dort weiter verfahren werden soll. Die Behörde kann eine Klasse in Quarantäne schicken oder die Schule auf Hybridbetrieb umstellen.
Was nicht mehr geschieht: dass alle Schulen in einem Landkreis oder einer Stadt schließen müssen. Das sei auch vernünftig, sagt Schulminister Michael Piazolo (Freie Wähler). Innerhalb eines Landkreises könne sich das Infektionsgeschehen ganz unterschiedlich verteilen; eine pauschale Regel sei deshalb nur wenig sinnvoll.


Darum drohen an bayerischen Schulen massive Unterrichtsausfälle


Die Regierung hofft, dass sie damit die Akzeptanz ihrer Corona-Maßnahmen erhöhen kann. Ganz allgemein zeige sich, sagt Ministerpräsident Markus Söder, dass eine Mehrheit der Menschen den neuen Lockdown mittrage, ein Drittel schärfere Maßnahmen für sinnvoll hielte, etwa jeder Fünfte aber die Maßnahmen ablehne. Die Politik müsse die Menschen überzeugen, "deshalb noch mehr argumentieren und ihre Programme auch umsetzen."

Maskentragen auch im Unterricht

Dazu zählt auch das geänderte Verfahren für die Schulen. Die neue Freiheit dort hat allerdings einen Preis. Und der ist laut Piazolo "das Maskentragen auch im Unterricht". Die Maskenpflicht soll nach den Ferien wieder für alle Jahrgangsstufen gelten; im Einzelfall können die Gesundheitsämter auch Ausnahmen erlauben. Es zeige sich, berichten Schulleiter und Lehrkräfte immer wieder, dass die Kinder damit kaum Probleme haben, der Druck aber von ihren Eltern ausgehe.

Eltern berichteten auch von Schulen, an denen die Lehrkräfte "prüfen, bis die rote Tinte ausgeht": Sie beklagten, dass ihre Kinder zu viele Arbeiten in zu kurzer Zeit schreiben müssten, nur damit ausreichend Noten erfasst seien. Schulminister Piazolo bezweifelt das in dieser Härte. Auch den Lehrkräften sei klar, dass "ihre Schüler in Coronazeiten schneller an ihre Leistungsgrenze kommen". Niemand prüfe aus purer Lust am Prüfen. "Die Leistungserhebung muss sein. Aber sie muss leistbar sein.


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Ministerpräsident Söder warnt vor einem "Durchhetzen von Noten und Klausuren"; niemand solle den Leistungsdruck an den Schulen noch erhöhen, sondern im Zweifelsfall die Lehrpläne an das Infektionsgeschehen anpassen und Stoff weglassen. Vorgaben freilich, wie viele Prüfungen in einer Woche liegen, könne sein Haus nicht machen, sagt der Schulminister. "Wir wollen das auch gar nicht." Piazolo setzt darauf, dass Lehrkräfte und Direktorat das vor Ort im Blick haben.

Dazu passt, dass auch im laufenden neuen Schuljahr gelten wird, was im alten schon galt: Das Vorrücken soll erneut großzügig gehandhabt werden. Wer die Klasse wiederholt, bekommt dies nicht auf seine Schulkarriere angerechnet. "Unser Ziel ist", sagt Söder, "dass aus einem nicht normalen Schuljahr trotzdem ein faires Schuljahr wird."

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