Kommentar: Seehofers Debatte über Gamerszene ist fehl am Platz

14.10.2019, 17:40 Uhr
"Viele von den Tätern oder den potenziellen Tätern kommen aus der Gamerszene", so Seehofer in der  ARD-Sendung "Bericht aus Berlin".

© Jonathan Borg, dpa "Viele von den Tätern oder den potenziellen Tätern kommen aus der Gamerszene", so Seehofer in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin".

Weniger als eine Woche ist der rechtsextrem motivierte Anschlag in Halle her, da hat Bundesinnenminister Horst Seehofer die Gründe für die Tat schon ausgemacht: Antisemitismus, Rechtsextremismus – und Videospiele. "Viele von den Tätern oder den potenziellen Tätern kommen aus der Gamerszene", so Seehofer in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin". Sein Fazit also: Die Gamerszene stärker in den Blick nehmen.

Seehofer greift damit auf eine so populistische wie falsche Erklärung zurück, um die Tat zu erklären: Viele Täter kämen aus der Gamerszene, also müsse man diese stärker beobachten.
Er stellt damit 34 Millionen Menschen, die in Deutschland am Computer spielen, unter Generalverdacht.

Dabei ist die Debatte um die Auswirkungen von medialer Gewalt so alt wie die Medien selbst. Schon früh wurde ihnen eine gesellschaftsverderbende Wirkung nachgesagt; mittlerweile haben zahlreiche wissenschaftliche Studien nachgewiesen: nur weil jemand sogenannte Killerspiele spielt, wird er noch lange nicht zum Amokläufer.

Ja, der vorab veröffentlichte Ablaufplan des Täters liest sich wie ein Computerspiel. Woher sein Hass auf Juden kommt, erklärt das aber nicht.

Fest steht: Auf ein komplexes Problem populistische Thesen wiederzubeleben, funktioniert nicht. Was es jetzt braucht, sind echte Maßnahmen gegen das eigentliche Problem: den zunehmenden Rechtsextremismus und dessen Verbreitung.

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