Söder, Gauland, Nahles: Die Reaktionen zum Merkel-Beben

29.10.2018, 15:22 Uhr
Angela Merkels Verkündung, ihren Partei-Vorsitz abzugeben, hat viele Reaktionen in der Politiklandschaft hervorgerufen.

© Ralf Hirschberger / dpa Angela Merkels Verkündung, ihren Partei-Vorsitz abzugeben, hat viele Reaktionen in der Politiklandschaft hervorgerufen.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat den Verzicht von Kanzlerin Angela Merkel auf eine weitere Kandidatur als CDU-Chefin gelobt. "Wir nehmen das alles mit Respekt zur Kenntnis", sagte er am Rande der Koalitionsverhandlungen mit den Freien Wählern. Darüber hinaus wollte Söder Merkels Entscheidung nicht weiter kommentieren: "Das sind Entscheidungen der CDU, schauen wir mal, wie es weitergeht. Wir müssen jetzt hier unsere Arbeit machen."


SPD-Vorsitzende Andrea Nahles hat großen Respekt für Merkel geäußert. Diese habe die CDU 18 Jahre als Vorsitzende angeführt und das als erste Frau: "Das ist eine außerordentliche Leistung." Merkel habe viel Kritik nicht nur ausgehalten, sondern die CDU inhaltlich neu aufgestellt und einen neuen Führungsstil etabliert. Die CDU sei ihr zu großem Dank verpflichtet. Für die große Koalition sieht Nahles durch Merkels Schritt keine unmittelbaren Auswirkungen. "Das ist eine Entscheidung der CDU." Wichtig sei eine vertrauensvolle und verlässliche Zusammenarbeit.


Die Linke hat die CDU aufgefordert, angesichts der Wahlniederlagen und schlechten Umfragewerte einen klaren Schnitt für die große Koalition zu ziehen. "Ich fände es inkonsequent, wenn Angela Merkel jetzt nur den Parteivorsitz zur Verfügung stellt", sagte Parteichefin Katja Kipping am Montag in Berlin. "Ein klarer Schnitt wäre jetzt notwendig." Das bedeute Neuwahlen, denn es gehe um mehr als nur die Führung der Union.

Der zweite Linken-Vorsitzende Bernd Riexinger erwartet nach dieser Entscheidung "große Richtungskämpfe" in der Partei. "Merkel dürfte gerade große Teile ihrer Autorität verloren haben."


"Es ist schade. Ich sage ausdrücklich: Es ist schade", sagte der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer am Montag beim Besuch des neuen Ankerzentrums für Asylbewerber im saarländischen Lebach. "Wir haben uns manche Diskussionen geleistet, aber es war immer eine vertrauensvolle, vom gegenseitigen Respekt getragene Zusammenarbeit", fügte er hinzu. "Und insofern finde ich es schade, dass nun diese Zäsur stattfinden soll." Dies sei letztlich eine Entscheidung, die nur eine Person selbst treffen könne. "Ich will aber nicht verhehlen, dass ich es bedaure."


Niedersachsens CDU-Chef Bernd Althusmann sieht den Verzicht von Kanzlerin Angela Merkel auf eine neue Kandidatur für den Bundesvorsitz ihrer Partei als Chance für einen Neuanfang. "Die Union steht jetzt vor der anspruchsvollen Aufgabe, den Übergang besonnen und kraftvoll zu gestalten", erklärte Althusmann. "Damit stehen die Chancen für einen breiten Neuanfang, der auch eine Chance bietet."


Der frühere CSU-Generalsekretär und Staatsminister Thomas Goppel erklärte folgendes: "Er – Friedrich Merz – eröffnet damit für die CDU eine immense Perspektive und setzt damit auch ein Signal gegen eine weitere Erosion hin zur AfD." 


Der AfD-Vorsitzende Alexander Gauland sagte am Montag in Berlin: "Das hat sehr viel mit uns zu tun."

Alice Weidel, die zusammen mit Gauland die AfD-Bundestagsfraktion leitet, sagte: "Die Jagd, die mein Kollege Gauland angekündigt hatte, ist erfolgreich." Die Zeit der "Alternativlosigkeit" in der deutschen Politik sei jetzt vorbei.


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"Frau Merkel verzichtet auf das falsche Amt", resümierte FDP-Chef Christian Lindner am Montag in Berlin."Ich fordere die Union auf, für einen wirklichen Neuanfang in Deutschland bereit zu sein", sagte Lindner. "Ein Teilrückzug auf Raten von Frau Merkel hilft weder der Union noch der Regierung noch dem Land."


Nach Ansicht von Hamburgs CDU-Chef Roland Heintze verdient Kanzlerin Angela Merkel für ihre Entscheidung, auf den Parteivorsitz zu verzichten, "allergrößten Respekt". "Sie beweist damit einmal mehr, dass sie klug und besonnen reagiert", sagte Heintze. 

 

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