Söder und Laschet im Rennen um die Kanzlerkandidatur: So geht es jetzt weiter

11.4.2021, 17:38 Uhr
Schon am Montag könnte die Entscheidung fallen, ob Markus Söder (li.) oder Armin Laschet als Kanzlerkandidat für die Union in den Wahlkampf gehen.

© Michael Kappeler, dpa Schon am Montag könnte die Entscheidung fallen, ob Markus Söder (li.) oder Armin Laschet als Kanzlerkandidat für die Union in den Wahlkampf gehen.

Als der entscheidende Programmpunkt nahte, packte Angela Merkel ihre Tasche und ging. Offensichtlich wollte sich die Bundeskanzlerin nicht anhören, was die beiden Bewerber um ihre Nachfolge zu sagen hatten. Oder sie wusste es ohnehin schon. Jedenfalls war die Regierungschefin bereits aus dem Raum, als zunächst Armin Laschet und danach Markus Söder jeweils 20 Minuten lang zum geschäftsführenden Vorstand der Unionsfraktion sprechen durften.

Das war der Moment, auf den CDU und CSU, aber auch das deutsche Wahlvolk seit Monaten gewartet hatten. Der ewigen Andeutungen von Laschet und Söder und des gegenseitigen Umkreisens müde, wollten alle endlich wissen, ob denn nun beide tatsächlich die Kanzlerkandidatur anstreben. Man ahnte es zwar bereits, aber es ist ja nochmal ein Unterschied, ob die Betroffenen immer nur mit dieser Aufgabe flirten oder ob sie sich offiziell darum bewerben.


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Um kurz nach 14 Uhr war es für Markus Söder so weit. Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef sagte den gut zwei Dutzend Versammlungsteilnehmern, er sei bereit. Um dann gleich hinzuzufügen: wenn die weit größere Schwesterpartei das wolle. Das war vermutlich das Maximum dessen, was er für seine Bewerbung tun konnte. Denn ohne einen Ruf der CDU (rund 400.000 Mitglieder) kann kein Vertreter der CSU (knapp 150.000 Mitglieder) die Kanzlerkandidatur für sich erobern.

Kraftvoller Auftritt des Franken

Die Auftritte der beiden Ministerpräsidenten waren nach Teilnehmeraussagen so, wie man das schon seit geraumer Zeit kennt. Laschet gab sich eher zurückhaltend und ging gar nicht direkt auf seine Bewerbung ein. Die gehört ja auch quasi automatisch zur Grundausstattung eines CDU-Vorsitzenden. Söder hingegen, so hieß es, sei deutlich kraftvoller aufgetreten.

Das war dann tatsächlich auch noch bei der anschließenden Pressekonferenz zu spüren. Der Landesvater von Nordrhein-Westfalen ließ wissen, er habe "ein langes Gespräch" mit seinem Kollegen aus Bayern geführt und nun werde "sehr schnell und sehr zeitnah" über die Kanzlerkandidatur entschieden. "Ein herzliches Grüß Gott", so begrüßte Markus Söder die Medienvertreter(innen). Um dann ähnliches zu sagen, das aber lauter und mit mehr Schwung.

Der vielleicht wichtigste Satz des CSU-Vorsitzenden zu seiner Kandidatur: "Wenn die große Schwester sagt, das ist nicht unser Vorschlag, dann wird das auch akzeptiert." Keinesfalls, so hatte Söder schon vorher im kleinen Kreis erklärt, dürfe eine so angespannte, vergiftete Situation entstehen wie in früheren Zeiten zwischen den Parteichefs Strauß und Kohl sowie Seehofer und Merkel.

Bis Mittwoch alles entschieden?

Söder hat sich also in die Hand der CDU begeben - und im politischen Berlin rechnet man schon bald mit einer Entscheidung. Dem Vernehmen nach verabredeten sich christdemokratische Entscheider (wie etwa die Ministerpräsidenten) schon für Sonntagabend, um sich miteinander abzusprechen. Aus deren Reihen dürften bald öffentliche Solidaritätsbekundungen für Armin Laschet kommen und das könnte es dann auch schon gewesen sein für den Nürnberger.

Am Montagmorgen trifft sich der CDU-Vorstand in Berlin, am Abend die CSU in München. Am Dienstagnachmittag folgt dann die Fraktionssitzung der Union im Bundestag. Spätestens bis Mittwoch wären dann alle beieinander gesessen, die bei den Konservativen etwas zu sagen haben. Die Zeit wäre gekommen für den Kanzlerkandidaten Laschet.

Eines der Hauptprobleme Söders in den zurückliegenden Tagen war es gewesen, dass sich keine wirklich prominenten Christdemokraten auf seine Seite geschlagen hatten. Solch eine Figur hätte theoretisch der Hesse Volker Bouffier sein können, der dienstälteste Ministerpräsident. Doch der bevorzugt offensichtlich Laschet. Das öffentliche Bekenntnis von Norbert Röttgen - immerhin vor kurzem noch Bewerber um den CDU-Vorsitz - zu einem Kandidaten Söder reichte nicht aus für eine Trendwende.

Laschet kommt nicht mal in NRW gut an

Was in der ganzen Diskussion so gut wie keine Rolle spielt, das sind die Umfragewerte, die seit Monaten sehr gut sind für den einen (Söder) und miserabel für den anderen (Laschet). Erst am Wochenende hatte der NRW-Ministerpräsident vom Institut infratest dimap erfahren müssen, dass sogar von den CDU-Anhängern in seinem eigenen Bundesland 68 Prozent Markus Söder für einen guten Kanzlerkandidaten halten und nur 43 Prozent ihn selbst (Doppelnennungen möglich, deswegen mehr als 100 Prozent).

Spätestens am 19. April, wenn dann auch die Grünen ihre Spitzenkraft nominiert haben werden - die Wetten gehen derzeit in Richtung Annalena Baerbock -, dann ist das Kanzlerkandidatentrio perfekt. Es gibt ja schließlich auch noch Olaf Scholz (SPD). Der fand aber beim Treffen der Unionsvertreter so gut wie keine Erwähnung. Stets ging es um die Grünen als Hauptkonkurrenten bei der Bundestagswahl.

Nur einmal tauchte der Sozialdemokrat in den Reden kurz auf - als CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt über die doppelte Bewerbung von Laschet und Söder sprach. "Lieber zwei herausragende Optionen als einen Olaf", sagte er. Über die Grünen riss an diesem Tag keiner einen Witz. Da ist den Unionsvertretern die Lage wohl zu ernst.

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