Soziale Isolation: Einsamkeit ist ein hartnäckiges Problem

19.1.2018, 11:56 Uhr
Großbritannien hat seit kurzer Zeit eine Ministerin für Einsamkeit. Auch in Deutschland wird jetzt darüber diskutiert. (Symbolbild)

© colourbox.de Großbritannien hat seit kurzer Zeit eine Ministerin für Einsamkeit. Auch in Deutschland wird jetzt darüber diskutiert. (Symbolbild)

Regelmäßig alle paar Wochen geistert eine Meldung durch Internet und Zeitungen: Dann wurde wieder ein Mensch tot in seiner Wohnung gefunden, den niemand vermisst hat. Meist wurden seine Nachbarn erst aufmerksam, als der Briefkasten die Post nicht mehr fassen kann.

Schon allein das zeigt, dass  Einsamkeit  ein Problem ist. Studien belegen: Jeder fünfte im Alter über 85 Jahre fühlt sich allein. Das lässt sich noch einigermaßen plausibel erklären, weil in dieser Lebensphase oft Krankheiten den Weg aus dem Haus erschweren.

Doch auch jeder fünfte zwischen 45 und 65 fühlt sich isoliert. Und das ist eine Spanne, in der die meisten noch mitten im Leben und sogar im Beruf stehen. Hier besteht deshalb erheblicher Forschungsbedarf, weil einige Fragen geklärt werden müssen: Passt ein Gang mit Freunden ins Kino nicht ins Budget, weil das (Teilzeit-)Gehalt zu gering ist? Fordert die Pflege von Angehörigen, von Kindern oder Eltern, zu viel Zeit? Oder handelt es sich um Störungen im sozialen Bereich, die vielleicht zu behandeln wären?

Wer das Problem Einsamkeit verändern will, muss deshalb als erstes die Ursachen dafür durch wissenschaftliche Studien ausloten. Schon das kostet Geld, die denkbaren Gegenmaßnahmen aber sind zumindest teilweise richtig teuer. Besuchsdienste für Senioren wären zwar noch leidiglich kostengünstig zu organisieren. Doch teuer wird es, wenn kleine Renten so weit erhöht werden müssen, damit die Tasse Kaffee samt Torte im Seniorentreff nicht mehr zum Luxus gehört. Oder wenn, aus ähnlichen Gründen, der Mindestlohn erhöht werden müsste. Auch Mehrgenerationenhäuser, in denen sich Jung und Alt zum gegenseitigen Nutzen unterstützen, sind nicht ganz billig zu haben.

Die Qualität der jetzigen Debatte wird sich gerade daran zeigen, ob diese Schritte eingeleitet und umgesetzt werden. Und wegen der Komplexität des Problems wird es selbst im Idealfall noch oft Fälle geben, bei denen ältere Menschen erst Wochen nach ihrem Tod in ihrer Wohnung gefunden werden.

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