Maskenpflicht im Einzelhandel bleibt bestehen

Spahn: Nur in einem Fall könnte ein Lockdown für Geimpfte kommen

24.8.2021, 11:51 Uhr
Spahn rief alle Bürger dazu auf, sich impfen zu lassen.

© Henning Kaiser/dpa Spahn rief alle Bürger dazu auf, sich impfen zu lassen.

Nein, einen weiteren Lockdown werde es im Herbst "sicher nicht" geben: "Keine Ausgangssperren, keine Kontaktbegrenzungen", bekräftigte der CDU-Politiker bei RTL. Dies gilt nur für Geimpfte und Genesene und nur, wenn sich keine neue Variante entwickelt, gegen die die Impfstoffe nicht helfen. Leichte Entwarnung also für gut die Hälfte der Deutschen. Und ein klarer Appell an die Ungeimpften: "Wir haben es selbst in der Hand. Wenn sich jetzt in den nächsten Tagen und drei, vier, fünf Wochen noch viele Bürger impfen lassen, haben wir eine gute Chance, keine neuen Maßnahmen im Herbst und Winter zu brauchen."

Um "sicher" durch die beiden Jahreszeiten zu kommen, bedürfe es den AHA-Regeln, der 3G-Regel und "vor allem Impfen, Impfen, Impfen", argumentierte Spahn. Bund und Länder hatten sich auf eine weitere Gültigkeit der Maskenpflicht und der Abstandsregelungen in Bus und Bahn sowie im Einzelhandel geeinigt. Die 2G-Regel, nach der Geimpfte und Genesene gewisse Vorteile erhalten können, hält Spahn, wie er bei den ARD-Tagesthemen erklärte, für einen "vernünftigen Weg": Diese beiden Gruppen werden "es durchaus leichter haben".

Darüber hinaus verteidigte der 41-Jährige das Vorhaben, die 50er-Marke bei der Inzidenz als zentrales Kriterium für Schutzmaßnahmen zu verwerfen. Sie habe "ausgedient", denn sie habe sich stets an einer ungeimpften Bevölkerung orientiert. Nun, da knapp 60 Prozent der Deutschen bereits vollständig geimpft sind, würden neue Schwellenwerte benötigt werden. "Ein guter Maßstab für die jetzige Situation ist die Hospitalisierung", erklärte Spahn bei RTL.

Kritik an jener Abkehr kommt aus der SPD. Gesundheitsexperte Karl Lauterbach erklärte bei Phoenix: "Das sendet ein falsches Signal, als wenn die Inzidenz überhaupt nicht mehr wichtig wäre." Jenen Gedanken hält der 58-Jährige für falsch. Warum? Weil die Krankenhauseinweisungen verglichen mit der Inzidenz stets nur verspätet Signale liefern können. "Weil auch viele derjenigen, die erkranken und nicht ins Krankenhaus müssen, schwer erkranken und langfristige Schäden davontragen." Und weil die "Durchseuchung der Ungeimpften akzeptiert" wird, schreibt er auf Twitter.

Inzidenz wieder über 50

Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg am Samstag erstmals seit Mai wieder über 50. Am Sonntag hatten sich 54,5 pro 100.000 Menschen innerhalb sieben Tagen neu mit Corona infiziert. Das Land mit der stärksten Steigerung ist derzeit mit Abstand Nordrhein-Westfalen mit 99,2, gefolgt von Berlin mit einer Inzidenz von 67,3. Flächenländer wie Baden-Württemberg (46,6) und Bayern (41,1) liegen unter dem Bundesschnitt. Die Zahl der Klinikpatienten mit Corona steigt. Vor allem 35- bis 59-Jährige sind betroffen. Fast alle Infektionen gehen auf die besonders ansteckende Delta-Variante zurück.

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