Stinker dürfen nicht in die Londoner City
5.2.2008, 00:00 UhrDas Verkehrsaufkommen ging um 15 Prozent zurück, und es gibt merklich weniger Staus. An den durchschnittlich rund 200 000 Fahrern, die die Gebühr täglich zahlen, verdient Londons Kämmerer etwa 150 Millionen Euro im Jahr, die in den öffentlichen Nahverkehr investiert werden
Nun verordnet Bürgermeister Ken Livingstone der Stadt eine weitere Radikalkur, indem er sie zur «Low Emission Zone« (LEZ) erklärt. Stinkende Laster, die sich in der «Niedrig-Ausstoßzone« bewegen, sollen mit massiven Gebühren zur umweltfreundlichen Umrüstung gezwungen werden. Während der zweijährigen Anhörphase kritisierten die Interessenverbände des Güterverkehrs die LEZ als unfair, weil gewerbliche Fahrer nicht wie private Autolenker die Wahl haben, auf öffentliche Verkehrsmittel als Alternative umzusteigen.
Tatsächlich hat die «Congestion Charge« wenig am Verkehrsvolumen von Last-und Lieferwagen in London geändert. Eine Umfrage der «Freight Transport Association« (FTA) ergab, dass 85 Prozent ihrer Mitglieder die Fahrten ins Zentrum nicht reduziert haben. Die FTA begrüßt jedoch Livingstones Plan, die Maut noch mehr mit dem Umweltschutz zu koppeln.
Stufenweise Einführung
Die LEZ gilt zunächst nur für dieselgetriebene Lkw über zwölf Tonnen. Ab Juli 2008 wird sie auf alle Lkw über 3,5 Tonnen sowie auf Busse ausgedehnt. Ab Oktober 2010 werden auch Großtransporter und Minibusse von der LEZ betroffen sein. Ferner soll sie für andere große dieselgetriebene Fahrzeuge wie Wohnmobile und motorisierte Pferdetransporter gelten.
Fahrzeugeigentümern, deren Vehikel nicht die nötigen Emissionsstandards einhalten, stehen mehrere Möglichkeiten offen, wenn sie die LEZ befahren möchten: Sie können ein neueres Fahrzeug anschaffen, das die Standards einhält; sie können ihren Fahrzeugpark für Fahrten innerhalb der Zone neu organisieren, die Wagen nachrüsten und damit auf die erforderlichen Standards bringen; oder eine Tagesgebühr entrichten.
Wie in der «Congestion«-Zone kontrollieren Kameras die einfahrenden Fahrzeuge und vergleichen die Nummernschilder mit einem Register, in dem die Emissionsdaten erfasst sind - verwaltet von der zentralen Kfz-Behörde. Ausländische Fahrzeuge werden extra registriert, um nicht die hohe Tagesgebühr zahlen zu müssen, auch wenn sie die Emissionsgrenzen nicht überschreiten.
Livingstone sieht die Maßnahme, die etwa zehn Prozent der 120 000 Lastwagen in Londons Tagesverkehr trifft, allein durch gesundheitliche Hochrechnungen legitimiert. Laut seiner Verkehrsbehörde sterben rund 1000 Bürger jährlich vorzeitig an den Folgen eingeatmeter Abgase. Auch der Verkehrsclub Deutschland schnuppert frischen Wind aus London: «Wir brauchen auch hierzulande wirksame Maßnahmen gegen große Stinker.«