Syrien-Abzug: Trump kann es auch keinem Recht machen

20.12.2018, 13:24 Uhr
Syrien-Abzug: Trump kann es auch keinem Recht machen

© Jim Watson/afp

Man lasse sich einmal auf ein Gedankenexperiment ein: Nehmen wir an, Donald Trump hätte gerade verkündet, die in Syrien stationierten US-Truppen massiv aufzustocken. Ein Sturm der Entrüstung wäre die Folge gewesen. Kriegstreiber Trump, hätte es geheißen.

In der Realität hat Donald Trump das Gegenteil gemacht - und den Abzug aus Syrien angeordnet. Einen Sturm der Entrüstung erntet er dennoch. Vonseiten der eigenen Republikaner (eher verständlich), aber auch vonseiten der Demokraten (völlig unverständlich).

Gerade die Kritik der Demokraten ist unehrlich. Denn es war ihr Präsident Barack Obama, der seiner Drohung, ein syrischer Giftgas-Einsatz wäre eine rote Linie, deren Überschreitung die USA nicht dulden würden, keine Taten folgen ließ - und so Wladimir Putin signalisierte, dass eine russische Intervention auf keinen Widerstand treffen würde.

Wer Obamas Zögerlichkeit, das Leben von US-Truppen in Nahost aufs Spiel zu setzen, damals guthieß (was legitim ist), kann heute nicht Donald Trump für den Abzug kritisieren.

Es geht um gerade einmal 2000 Mann

Zumal es, was in der Diskussion kaum eine Rolle spielt, um lediglich 2000 Soldaten geht, die offiziell als Militärberater in Syrien stationiert sind. Wie klein diese Zahl ist, zeigt der Vergleich mit dem Irakkrieg vor fünfzehn Jahren: 140.000 US-Soldaten griffen Saddam Husseins Regime an. Im Golfkrieg 1991 waren es sogar 500.000.

Diese Dimensionen verdeutlichen, wie übertrieben es ist, den Syrien-Abzug nun als Entscheidung für eine strategische Abkehr der USA von der Region zu deuten. Denn diese Abkehr hat schon vor einem guten Jahrzehnt eingesetzt - zu einer Zeit, da war Donald Trump nicht mehr als eine schrille Figur in den New Yorker Klatschblättern.

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