Syrien: Erneute Vorwürfe wegen Giftgas-Einsatz

5.2.2018, 11:24 Uhr
Die "Weißhelme" gehören der "Syria Civil Defence" an und setzen sich für Zivilistenschutz in Syrien ein. (Archivbild)

© Syria Civil Defence/ZUMA/dpa Die "Weißhelme" gehören der "Syria Civil Defence" an und setzen sich für Zivilistenschutz in Syrien ein. (Archivbild)

Rettungshelfer und Aktivsten werfen der syrischen Regierung erneut den Einsatz von Giftgas vor. Die Rettungsorganisation Weißhelme berichtete am Montag, in der von Rebellen kontrollierten Stadt Sarakib im Nordwesten des Bürgerkriegslandes seien mindestens zwölf Menschen verletzt worden, als sie Chlorgas eingeatmet hätten. Ein Hubschrauber habe eine Bombe mit dem Gas abgeworfen, erklärten die Weißhelme weiter.

Eine unabhängige Bestätigung für die Angaben gab es zunächst nicht. In New York wollte sich am Montag der UN-Sicherheitsrat mit dem Einsatz von Chemiewaffen in Syrien befassen.

Syrien war nach einem Giftgasangriff 2013 unter starkem internationalem Druck der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) beigetreten und hatte der Vernichtung seiner Chemiewaffen zugestimmt. Bis jetzt ist aber unklar, ob Syrien tatsächlich alle Bestände zerstören ließ. Chlorgas fällt nicht unter das Verbot, da es auch für zivile Zwecke eingesetzt werden kann.

Weitere Luftangriffe im Nordwesten

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete zudem Luftangriffe auf weitere von Rebellen kontrollierte Gebiete im Nordwesten Syriens. In der Stadt Idlib seien mindestens drei Zivilisten ums Leben gekommen, in dem Ort Kafr Nubl sechs. In dem Ort Maarat al-Numan wurde demnach auch ein Krankenhaus getroffen. Den Weißhelmen zufolge ist das Hospital nach dem Angriff außer Betrieb.

Die umkämpfte Provinz Idlib ist eine der letzten Rebellenhochburgen in Syrien. Regierungstruppen konnten jedoch in den vergangenen Wochen größere Gebiete einnehmen und setzen ihre Offensive gegen die überwiegend islamistischen Milzen fort. Russische Jets unterstützten die Angriffe. Rebellen hatten am Wochenende erstmals ein russisches Flugzeug abgeschossen. Moskau ist im Bürgerkrieg ein wichtiger Verbündeter der Regierung in Damaskus.

Anschuldigungen werden zurückgewiesen

Am Donnerstag hatte US-Verteidigungsminister James Mattis Syriens Führung unter Präsident Baschar al-Assad beschuldigt, weiterhin Chemiewaffen zu produzieren und einzusetzen, wie US-Medien berichteten. Das syrische Außenministerium wies diese Anschuldigungen in einer Stellungnahme an die staatliche Nachrichtenagentur Sana zurück. Man habe die gesamten Chemiewaffenbestände der OPCW übergeben, hieß es.

Syriens Regierung war in der Vergangenheit mehrfach vorgeworfen worden, in dem fast siebenjährigen Bürgerkrieg Giftgas eingesetzt zu haben. So kam ein gemeinsames Untersuchungsteam der UN und der OPCW in einem Bericht zu dem Schluss, die syrische Luftwaffe sei für den verheerenden Saringasangriff auf die Stadt Chan Scheichun am 4. April des vergangenen Jahres mit mehr als 80 Toten verantwortlich.

Bilder und Recherchen legen zudem nahe, dass die Regierung nur wenige Tage zuvor in einem nahegelegenen Ort ebenfalls Saringas eingesetzt hatte. Syriens Regierung weist jede Schuld für die Angriffe zurück und wird dabei von ihrem Verbündeten Russland unterstützt.

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