"Geht über die Schmerzgrenze"

Tarifabschluss übernommen: Bayerns Metaller erhalten deutlich mehr Lohn

22.11.2022, 15:59 Uhr
"8% mehr" Lohn und Gehalt verlangen diese Streikenden bei einem Warnstreik der IG Metall in Chemnitz. Für die Beschäftigten in Bayern gibt es jetzt eine Lösung im Tarifkonflikt.

© IMAGO/haertelpress, IMAGO/HärtelPRESS "8% mehr" Lohn und Gehalt verlangen diese Streikenden bei einem Warnstreik der IG Metall in Chemnitz. Für die Beschäftigten in Bayern gibt es jetzt eine Lösung im Tarifkonflikt.

„Mit diesem Abschluss hat die IG Metall eine spürbare Entlastung für die Beschäftigten erreicht. Das ist nur mit der massiven Unterstützung der rund 190.000 Warnstreikenden in Bayern gelungen", kommentiert Johann Horn, Bezirksleiter und Verhandlungsführer der IG Metall Bayern, das Ergebnis. "Mit dem Paket aus prozentualen Entgeltsteigerungen und steuerfreien Inflationsausgleichsprämien stärken wir die Kaufkraft der Beschäftigten dauerhaft und unterstützen sie bei der Finanzierung der gestiegenen Lebenshaltungskosten. Das hilft den Menschen, und es stützt auch die Konjunktur", so der Gewerkschafter weiter.

Auch Azubis profitieren

Auch den Auszubildenden helfe dieser Tarifabschluss, die gestiegenen Lebenshaltungskosten zu schultern, heißt es: Sie erhalten eine Inflationsausgleichsprämie von zweimal 550 Euro, was jeweils in etwa einer halben monatlichen Auszubildendenvergütung entspricht.

Nicht ganz so euphorisch wie der IG-Metall-Vertreter, aber halbwegs zufrieden klingt Angelique Renkhoff-Mücke, die Verhandlungsführerin der Arbeitgeberseite: "Der Abschluss ist teuer und die Entgelterhöhung geht an die Schmerzgrenze und zum Teil auch darüber hinaus. Mit der langen Laufzeit von 24 Monaten haben wir aber unser Ziel einer hohen Planungssicherheit für die Unternehmen erreicht. Unter Berücksichtigung der Gesamtsituation ist der Abschluss ein gerade noch tragfähiger Kompromiss", so Renkhoff Mücke.

Vorgesehen sind gemäß der in Baden-Württemberg erzielten Einigung Lohnsteigerungen von 5,2 Prozent zum Juni 2023 und noch mal 3,3 Prozent ab Mai 2024 bei einer Laufzeit von 24 Monaten. Dazu kommen steuerfreie Einmalzahlungen von insgesamt 3000 Euro. In der Branche sind bundesweit rund 3,9 Millionen Menschen beschäftigt.

Höchste Forderung seit 2008

Die IG Metall war Mitte September mit ihrer höchsten Forderung seit 2008 in die Gespräche gegangen: Acht Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von einem Jahr. Die Arbeitgeber hatten im Laufe der Tarifverhandlungen 3000 Euro als Einmalzahlung angeboten. Dazu hatten sie eine unbezifferte Erhöhung der Gehaltstabellen bei einer Laufzeit von 30 Monaten in Aussicht gestellt.

Bei Warnstreiks im gesamten Bundesgebiet hatten sich laut IG Metall bis zum Donnerstag knapp 900.000 Menschen beteiligt. Die Tarifverhandlungen standen in diesem Jahr unter dem Eindruck dramatisch gestiegener Preise. Während die Gewerkschaft ihre Forderung immer wieder mit den hohen Belastungen für die Beschäftigten durch die Inflation untermauert hatte, verwiesen die Arbeitgeber darauf, dass es vielen Betrieben bereits schlecht gehe.

"Wir können mit diesem Tarifabschluss die enorme Inflation nicht vollständig ausgleichen. Doch zusammen mit den Entlastungen für die Bürger durch die Bundesregierung, für die sich die IG Metall ebenfalls intensiv eingesetzt hat, hilft dieser Tarifabschluss den Beschäftigten sehr, durch diese schwierige Zeit zu kommen“, bilanziert der Gewerkschafter Johann Horn.

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