Teststationen an Grenze überrannt: Söder beharrt auf Pflicht

25.1.2021, 15:46 Uhr
Warten im Schnee bei Furth im Wald: Vor einer Teststation an der Grenze zu Tschechien hat sich eine Menschenschlange gebildet.

© Armin Weigel, dpa Warten im Schnee bei Furth im Wald: Vor einer Teststation an der Grenze zu Tschechien hat sich eine Menschenschlange gebildet.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ist in einem Telefonat mit dem tschechischen Regierungschef Andrej Babiš am Montag nicht von der Corona-Testpflicht für Einreisende abgerückt. Es sei ein konstruktiver Austausch gewesen, sagte ein bayerischer Regierungssprecher anschließend. Söder habe aber zum Ausdruck gebracht, dass der Freistaat auf der Testpflicht bei der Einreise nach Bayern bestehe. Gleichwohl sei man zuversichtlich, dass sich die Lage an der Grenze, wo es zum Start der Testpflicht lange Staus gab, normalisiere.

Weil Tschechien als Hochrisikogebiet gilt, dürfen Grenzgänger inzwischen nur noch mit einem höchsten 48 Stunden alten negativen Corona-Test einreisen. Am Montag haben sich deshalb zeitweise kilometerlange Autoschlangen vor den Corona-Teststationen an der bayerisch-tschechischen Grenze gebildet. Besonders in der Oberpfalz und in Niederbayern mussten Pendler nach Angaben der Behörden lange ausharren.

Bis zu 400 Fahrzeuge

Am ersten Arbeitstag seit der Verschärfung der Einreiseregeln stauten sich im Landkreis Cham schon am frühen Morgen Autos und Lastwagen. In Waldmünchen standen etwa 300 Fahrzeuge, in Furth im Wald um die 400, wie ein Polizeisprecher sagte. Auf tschechischer Seite bildete sich dort ein drei Kilometer langer Rückstau, berichtete eine Sprecherin der Dienststelle in Domazlice (Taus) der Deutschen Presse-Agentur.

"Der Andrang war groß", erklärte auch ein Sprecher des Landratsamts Regen. Rund 500 Schnelltests seien vormittags in Bayerisch Eisenstein durchgeführt worden - alle negativ. Wegen der hohen Nachfrage sollte die eigens für Montag eingerichtete Teststation auch am Nachmittag öffnen.

"Das ist Diskriminierung"

Allein im Landkreis Regen arbeiten nach Schätzungen etwa tausend Tschechen, insgesamt fahren 35 000 bis 60 000 regelmäßig zur Arbeit nach Deutschland. Viele reagierten mit Unverständnis auf die Verschärfung. "Das ist Diskriminierung", sagte ein Pendler in Zelezna Ruda (Markt Eisenstein) der Agentur CTK. Hunderte deutsche Kollegen auf der Arbeit würden nicht getestet, er aber habe zweieinhalb Stunden in der Schlange auf den Rachenabstrich warten müssen.

"Wenn es wenigstens nur zweimal die Woche wäre, aber so ist das zeitlich nicht zu schaffen", sagte eine Frau, die in Grafenau (Landkreis Freyung-Grafenau) in einem metallverarbeitenden Betrieb arbeitet. Trotzdem wolle er weiter in Deutschland arbeiten, betonte ein älterer Mann.

Doch wer es sich leisten könne, werde sich nach einer neuen Arbeit in Tschechien umsehen, warnte Jan Triska von der tschechischen Pendlervereinigung (APCR). "Die Unsicherheit ist wahnsinnig groß." Für viele gehe es um ihre Existenz. Sie seien der Ansicht, dass die Verschärfung politisch motiviert sei.

Alle 48 Stunden ein neuer Test

Die Forderung, die Pendler alle 48 Stunden neu zu testen, sei eine "enorme Belastung" für das Corona-Testsystem, erklärte der Präsident der Verwaltungsregion Karlsbad (Karlovy Vary), Petr Kulhanek, gegenüber dem Fernsehsender CT. Es drohe, dass echte Verdachtsfälle keinen Termin mehr für einen Test auf das Virus Sars-CoV-2 bekämen.

Auch vor der neu eingerichteten mobilen Teststation auf tschechischer Seite am Übergang Pomezi nad Ohri/Schirnding (Landkreis Wunsiedel) bildete sich am Montag eine mehrere Hundert Meter lange Autoschlange. Die Wartezeit auf einen Rachenabstrich betrug nach Angaben der tschechischen Polizei mehrere Stunden.

Möglicherweise auch deshalb blieb es an der dortigen Teststation auf bayerischer Seite vergleichsweise ruhig. "Die meisten haben sich wohl schon am Wochenende testen lassen", meinte eine Sprecherin des Landratsamts Wunsiedel. Rund 2500 Pendler ließen sich am vergangenen Samstag und Sonntag einen Abstrich nehmen.

Verstärkte Kontrollen

Auch die Bundespolizei Bayern führt seit Sonntag verschärfte Einreisekontrollen durch. "Wir sind überall im Einsatz - an der Grenze zu Tschechien, zu Österreich und am Flughafen München", sagte ein Sprecher der Bundespolizei am Montag. "Die meisten wissen Bescheid und halten sich an die Vorgaben. Aber es gibt genügend Fälle, bei denen keine Anreiseanmeldung und kein negativer Test vorliegt."

Am Flughafen München sollen am Montag zehn Flugzeuge aus Hochrisikogebieten landen, deren Passagiere engmaschig kontrolliert würden. "Wer uns keinen negativen Test zeigen kann, wird von uns gleich zur Teststation begleitet", kündigte ein Sprecher der Bundespolizeiinspektion am Flughafen an.

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