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Die Brexit-Bestie hat schon drei konservative Premierminister verschlungen. Margaret Thatcher, John Major und David Cameron wurden durch den verderblichen EU-Streit in ihrer Partei zerfleischt. Theresa May konnte vorläufig den letzten Angriff des Monsters abwehren. "Ich werde mit jeder Faser kämpfen", hatte die Premierministerin trotzig verkündet, als sie erfuhr, dass die nötigen 48 Briefe ihrer Parteifreunde für den Misstrauensantrag gegen sie als Vorsitzende der Konservativen vorlagen.
Mindestens 158 der 315 Fraktionsmitglieder müssen gegen den Antrag stimmen, damit May weiter im Amt bleiben kann. Auch viele Abgeordnete, die gegen ihr mit der EU ausgehandeltes Abkommen für einen geregelten Austritt sind, schlugen sich in dieser Existenzfrage auf die Seite ihrer Premierministerin. Getreu dem englischen Sprichwort "Ich bleibe lieber bei dem Teufel, den ich kenne", graute es ihnen vor der Zerreißprobe um einen Nachfolger.
Bei den scharfen ideologischen Gegensätzen um den Brexit im Kabinett und der Fraktion, bietet sich niemand an, der wie einst Theresa May einem erträglichen Kompromiss entsprach. Und in dem Chaos, in das der Brexit die britische Politik gestürzt hat, würde durch den Nachfolgerstreit wohl kaum Ruhe und Stabilität entstehen. Zudem sind sich die verfeindeten Lager in der Furcht einig, dass eine Labour-Regierung unter Jeremy Corbyn weitaus schlimmer sei, als die miserabelste Form eines Brexits.
Mays Not mit ihrer Partei ist freilich durch diesen Teilsieg nicht zu Ende. Sicherlich erleichtert es sie, dass sie nach den Parteiregeln nun für ein Jahr gegen einen neuen Misstrauensantrag gefeit ist. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass die innerparteilichen Kritiker, die jetzt zähneknirschend für sie gestimmt haben, dies auch für ihren Brexit-Deal tun werden.