Top-Noten für bayerisches Bildungssystem: Nur Sachsen ist besser

14.8.2020, 19:14 Uhr
Das bayerische Bildungssystem bekommt im Bildungsmonitor Top-Noten.

© Christian Charisius, dpa Das bayerische Bildungssystem bekommt im Bildungsmonitor Top-Noten.

Für Bayern ist der sogenannte Bildungsmonitor mal wieder ein Quell der Freude, denn das bayerische Bildungssystem könnte demnach kaum besser sein: Jugendliche finden leicht einen Ausbildungsplatz. Nur 4,4 Prozent der Bewerber bekamen keine Stelle - so wenige wie in keinem anderen Bundesland, wie die wirtschaftsnahe Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) am Freitag in Berlin bekanntgab. Die meisten Jugendlichen schafften demnach ihren Schulabschluss, lediglich 5,5 Prozent brachen im Jahr 2018 vorher ab.

Integration funktioniert in Bayern vergleichsweise gut

Selbst die Integration funktioniert in Bayern vergleichsweise gut. Die soziale Herkunft hat den Angaben nach relativ wenig Einfluss auf den Bildungserfolg. "Da haben wir, glaube ich, zum ersten Mal den Platz eins erreicht und das ist natürlich toll", freut sich Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler).

Auch im Wissenschaftsministerium gibt es Grund zur Freude: Die Universitäten in Bayern sind besonders forschungsorientiert. "Die Ergebnisse des Bildungsmonitors 2020 zeigen, dass Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sehr gute Forschungsbedingungen an unseren bayerischen Hochschulen finden", kommentierte Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU).

Im bundesweiten Ranking der Bildungssysteme schafft es der Freistaat damit auf Platz zwei. Die Bundesländer werden dafür anhand von 93 Indikatoren miteinander verglichen. Untersucht wird etwa, wie viel Geld ein Bundesland pro Schüler ausgibt, wie das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern oder wie hoch der Anteil jüngerer Lehrer ist.

Piazolo: "Größten Fortschritt von allen Ländern gemacht"

"Im Vergleich zu 2019 haben wir den größten Fortschritt von allen Ländern gemacht", betonte Piazolo. Nur Sachsen schnitt noch besser ab. "Wenn man in so einem Ranking recht weit vorne steht, muss man eigentlich überall dranbleiben und nirgendwo nachlassen."

Doch ein Bereich gibt es, in dem laut Studie in Bayern dringend Nachholbedarf besteht: Bei der sogenannten Förderinfrastruktur landet das Land auf dem drittletzten Platz. Nur 36 Prozent der Kinder zwischen drei und sechs Jahren wurden demnach 2018 ganztags betreut. Zum Vergleich: Im bundesweiten Durchschnitt waren es 46,9 Prozent. Nicht viel besser war die Situation bei den Grundschülern. Während in Deutschland im Schnitt 42 Prozent eine Ganztagsschule besuchten, waren es in Bayern nur 20,2 Prozent.


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"Das ist mir auch ein wichtiges Thema", erklärte Piazolo. "Aber ich sage auch deutlich: Was wir in Bayern auch immer wollen, ist eben die Vielfalt." Viele Familien möchten, dass ihre Kinder nach Schulschluss mittags nach Hause kämen. Andere Grundschüler könnten auch eine Nachmittagsbetreuung oder einen Hort besuchen - das sei bei den Zahlen der Studie nämlich gar nicht berücksichtigt worden.

"Möglichst normale Schule im Regelbetrieb"

Im nächsten Schuljahr wären die meisten Eltern wohl froh, wenn ihre Kinder überhaupt wieder regelmäßig zur Schule gehen könnten. Aber wie realistisch ist das? "Das ist eine gute Frage", meinte Piazolo. "Unser Ziel ist: möglichst viel Schule, möglichst normale Schule im Regelbetrieb. Und da tun wir alles in der Vorbereitung, dass wir das umsetzen können."

Bayern habe in der Corona-Krise "günstige Voraussetzungen", heißt es in der Studie. Die Bildungsarmut sei gering, nur wenige Lehrer würden mit über 60 Jahren zur Risikogruppe gehören und das Land habe angekündigt, 600 Stellen für IT-Experten zu schaffen. "Wichtig ist jetzt, dass der Ausbau der digitalen Infrastruktur beschleunigt weitergeht", fordert auch Bertram Brossardt, Geschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft. Die Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie finanzieren die Studie. "Es gilt, den corona-bedingten Digitalisierungsschub in Bayern massiv auszubauen und zu verstetigen."


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"Dass haben wir jetzt auch gemerkt in den letzten Wochen und Monaten, dass wir uns da noch verbessern können", erklärte der Kultusminister. Trotzdem werde das Lernen am Bildschirm nie den Unterricht im Klassenzimmer ersetzen können. "Was klar ist: Es wird auch das nächste Schuljahr kein normales Schuljahr. Sondern es ist eins, wo wir flexibel, wo wir pragmatisch jeweils reagieren müssen."

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