Trump im Streit mit Twitter: Ein Mann, ein falsches Wort

28.5.2020, 21:53 Uhr
Ärger zwischen Twitter und Donald Trump - greift der US-Präsident jetzt durch?

© Omar Marques Ärger zwischen Twitter und Donald Trump - greift der US-Präsident jetzt durch?

Nicht jeder Deutsche folgt Donald Trump auf Twitter, doch mit 80 Millionen Followern interessieren sich immerhin so viele Menschen, wie die Bundesrepublik Einwohner zählt, für die jeweils aktuellsten Volten des wohl schrägsten US-Präsidenten aller Zeiten.

Trump hat, diese Aussage ist nicht übertrieben, bislang auch mit Hilfe von Tweets regiert. Ob es um die Androhung militärischer Konflikte oder die Verunglimpfung politischer Gegner ging, das Gezwitschere via Kurznachrichtendienst beherrschte kaum jemand besser als der Milliardär im Weißen Haus.

Twitter statt Pressekonferenz

Eine klassische Win-Win-Situation: Trump sparte sich die ein oder andere Pressekonferenz und somit ein Ritual, das ihm eher lästig war und ist. Denn auf Pressekonferenzen dürfen Journalisten Fragen stellen, auch kritische. Nach Ansicht Trumps ein unhaltbarer Zustand. Für den Technikkonzern aus dem Silicon Valley wiederum war der US-Präsident durchaus eine Zierde, fürs Geschäft war er ohnehin gut, denn im Netz zählt jeder Klick.

Funktioniert hat das Zusammenspiel wegen der nicht vorhandenen Zensur — der Blödsinn, den er von sich gab, konnte noch so groß sein, die Thesen noch so verschwörerisch, niemand wollte Einhalt gebieten.

Im Gegenteil: Häufig wurde aus dem Tweet eine Eilmeldung, mit der Agenturen Journalisten in aller Welt bedienten, kurz darauf landete Trumps Mix aus Spekulation und (Halb-)Wahrheit als Information in den Wohnzimmern seiner Wähler. Genau darum ging es dem sich in permanentem Verunglimpfungs- und Wahlkampfmodus befindlichen Republikaner.

Ein jähes Ende zwischen Trump und Twitter?

Nun bahnt sich ein jähes Ende der symbiotischen Beziehung zwischen Twitter und Trump an. Denn der Kurznachrichtendienst besitzt, so sieht das zumindest Trump, neuerdings die Frechheit, zweifelhafte Botschaften mit Warnhinweisen zu garnieren.

Achtung, womöglich nimmt es der Verfasser dieser Zeichen nicht ganz so genau mit der Wahrheit — dies war zuletzt hinter zwei Tweets zu lesen, in denen Trump die Briefwahl unzulässigerweise als Möglichkeit der Wahlmanipulation gebrandmarkt hat.

Beleidigte Leberwurst

Die Majestätsbeleidigung könnte Twitter teuer zu stehen kommen: Schon wird im Weißen Haus über Sanktionen nachgedacht. Denn der US-Präsident reagiert wie gewohnt — indem er Kritikern gegenüber zunächst die beleidigte Leberwurst gibt und dann gnadenlos mit dem ihm zur Verfügung stehenden Apparat zurückschlägt. Der untersucht nun, was es mit der vermuteten "linken Schlagseite", so das Wall Street Journal, von Facebook, Instagram, Google und Twitter auf sich hat.

Es ist ein Wahnsinn, was dieser Mensch veranstaltet, um den noch größeren Wahnsinn, seine mögliche Wiederwahl vorzubereiten. Man möchte ihm zuzwitschern: Donald hör endlich auf damit — es reicht!

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