Trump nennt Erdogan "geschätzten Freund"
Trotz Konflikten gab es kaum Kritik vom US-Präsidenten - 14.11.2019 08:54 Uhr
Fortschritte bezüglich der Konflikte zwischen den USA und der Türkei gab es bei Erdogans Besuch kaum. © JIM WATSON, AFP
Trotz der Spannungen zwischen Washington und Ankara hat US-Präsident Donald Trump seinen türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan bei dessen Besuch im Weißen Haus ausdrücklich gelobt. "Ich bin ein großer Fan des Präsidenten", sagte Trump am Mittwoch bei einer Pressekonferenz mit Erdogan. "Wir haben eine großartige Beziehung." Das gelte sowohl für ihr persönliches Verhältnis als auch für die Beziehungen beider Länder. Erdogan bezeichnete Trump als "meinen geschätzten Freund". Konkrete Fortschritte bei der langen Liste der Streitpunkte gab es allerdings nicht.
Erdogan musste sich bei der Pressekonferenz keine echte Kritik von Trump anhören. Dabei hatte der US-Präsident der Türkei noch vor gut einem Monat die wirtschaftliche Vernichtung angedroht. Auslöser war der international kritisierte türkische Einmarsch in Nordsyrien am 9. Oktober, dem Trump selber allerdings durch den Abzug von US-Truppen aus dem Grenzgebiet den Weg bereitet hatte. Erdogans Ziel ist es, die Kurdenmiliz YPG aus der Grenzregion zu vertreiben. Die YPG dominieren die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), die wiederum enge Verbündete der USA im Kampf gegen die Terrormiliz IS sind.
Trump sagte, der von seinem Stellvertreter Mike Pence ausgehandelte Waffenstillstand zwischen der Türkei und der YPG halte. SDF-Kommandeur Maslum Abdi schrieb dagegen auf Twitter, während des Treffens Erdogans und Trumps hätten türkische Kräfte den mehrheitlich christlichen Ort Til Temir angegriffen, zahlreiche Bewohner seien geflohen. Es handele sich um einen "klaren Verstoß gegen das Waffenstillstandsabkommen". Erdogan warf wiederum der YPG vor, türkische Soldaten anzugreifen, um das Abkommen zu torpedieren.
Keinen Fortschritt gab es in dem seit langem schwelenden Streit um den Kauf des russischen S-400-Raketensystems durch die Türkei. Trump sprach von "sehr ernsten Herausforderungen". Er äußerte aber zugleich die Hoffnung, "die Situation zu lösen" - darum sollen sich nun die Außenminister und die Nationalen Sicherheitsberater beider Länder kümmern. Bis dahin bleibt die Türkei aus dem F-35-Kampfjetprogramm ausgeschlossen. Auch US-Sanktionen sind nicht vom Tisch.
Das Repräsentantenhaus hat bereits harte Strafmaßnahmen gegen die Türkei beschlossen, die unter anderem Rüstungslieferungen an den Nato-Partner und den Bankensektor betreffen würden. Ein pikantes Detail aus der Resolution: Ausdrücklich vorgesehen ist dort auch ein Bericht über die Vermögenswerte von Erdogan. Der Senat muss der Resolution noch zustimmen. Auch dort wächst schon seit langem die Kritik an Erdogan, auch unter Trumps Republikanern. Zwar lud Trump am Mittwoch fünf Senatoren zu einem Treffen mit seinem türkischen Gast ein, darunter den Erdogan-Kritiker Lindsey Graham. Einen echten Stimmungsumschwung im Senat dürfte das aber kaum bewirkt haben.
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"Es schneit und friert in New York. Wir brauchen globale Erwärmung!"
Ja - das war ein Tweet von Trump vom 7. November 2012.
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"Ich liebe ihren oberen Körper."
Ja - das sagte Trump über das Aussehen von Halle Berry in der "Howard Stern Show" am 6. Februar 2013.
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"Ich will nichts schwabbeln sehen."
Nein - das hat nicht Trump gesagt, sondern Heidi Klum in der 11. Staffel von "Germany's Next Top Model" (GNTM) am 30. März 2018.
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"Es wird jetzt interessant - Quietschender-Hintern-Zeit nenne ich das."
Nein - es war Manchester Uniteds Trainer Alex Ferguson, der so den Kampf um die Premier-League-Meisterschaft kommentierte.
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"Das hier ist mehr Arbeit als früher. Ich dachte, es wäre leichter."
Ja – so antwortete Trump in einem Reuters-Interview am 28. April 2017.
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"Nur ich kann ewig leben."
Nein – das sagt Lord Voldemort in dem Harry-Potter-Band "Heiligtümer des Todes".
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“Meine Finger sind lang und schön, wie gut dokumentiert wurde, auch andere Teile meines Körpers."
Ja – das war Trumps Reaktion auf eine spöttische Bemerkung im Spy Magazine, in auf die er am 4. März 2011 in einem Interview mit der Promiseite "Page Six" der New York Post antwortete.
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"Wir können keinen Leuten trauen, die solch schlechtes Essen haben."
Nein – diese Aussage über die Briten machte Frankreichs Präsident Jacques Chirac am Rande des Treffens mit Bundeskanzler Gerhard Schröder und Russlands Präsident Wladimir Putin in Kaliningrad am 3. Juli 2005.
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"Ich habe ein gewinnendes Naturell. Ich weiß zu gewinnen."
Ja – das sagte Trump beim ersten TV-Duell gegen Hillary Clinton am 27. September 2016.
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"Du kommst nie bis zum Gesicht, weil der Body so gut ist."
Ja – das sagte Donald Trump über das Äußere von Paris Hilton in der "Howard Stern Show" am 7. Januar 2004.
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"Lerne immer von den Fehlern anderer, nicht von deinen eigenen – das ist der viel billigere Weg."
Ja – das ist ein Trump-Tweet vom 23. Dezember 2013.
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"Für die von uns, die es bis an die Spitze der Nahrungskette schaffen, darf es keine Gnade geben."
Nein – dieser Satz stammt von Frank Underwood aus der Netflix-Serie "House of Cards".
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"Wenn dich jemand angreift, zögere nicht. Ziele auf die Halsschlagader. Schlage massiv zurück!"
Ja – diesen Rat gibt Trump in einem 16 Seiten langen Kapitel über Rache in seinem Buch "Think Big And Kick Ass".
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"Sich zu entschuldigen ist eine großartige Sache. Allerdings musst du dafür unrecht haben."
Ja – das hat Trump gesagt im Gespräch mit Jimmy Fallon in dessen "Tonight Show" am 12. September 2015.
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"Um beliebt zu sein, muss man nett sein, jeden Tag. Um gehasst zu werden, muss man gar nichts tun."
Nein – das sagt Homer Simpson in der Serie "Die Simpsons".
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"Schwarze Typen zählen mein Geld. Ich hasse das."
Ja – so wird Trump zitiert in USA Today vom 20. Mai 1991. Das Foto zeigt Trump am 27. Februar 2017 bei einem Treffen im Oval Office mit Repräsentanten von Universitäten mit überwiegend schwarzer Studierendenschaft.
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"Ich habe Ideen, die die menschliche Existenz in den nächsten 100 Jahren besser machen kann. Punkt."
Nein – das hat Rapper Kanye West gesagt in der Talkshow von Ellen DeGeneres am 19. Mai 2016. Hier geht es zu unserem Themenarchiv: Alles über Donald Trump
Wirkungslos blieb Erdogans erneute Kritik an der Resolution des Repräsentantenhauses, in der es heißt, die USA würden die Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich als Völkermord anerkennen. Keinen Fortschritt gab es auch bei einem anderen Dauer-Streitthema: Der Forderung der Türkei nach einer Auslieferung des islamischen Predigers Fethullah Gülen, der in den USA lebt. Erdogan nannte Gülen am Mittwoch einen "Terroristenanführer", er macht den 78-Jährigen für den Putschversuch vom Juli 2016 in der Türkei verantwortlich.
Trump wurde selbst bei dem Treffen mit Erdogan von einem anderen Thema verfolgt, das ihn seit Wochen plagt: Das von den Demokraten angestrebte Amtsenthebungsverfahren gegen ihn. Am Mittwoch lief die erste öffentliche Anhörung seit Beginn der Impeachment-Ermittlungen. US-Medien sprachen von einem "historischen" Ereignis, Trump von einer "Hexenjagd". Wie sehr das Thema Washington dominiert, zeigte sich aber auch bei der Pressekonferenz: Zwei US-Journalisten durften Fragen stellen. Beide begannen mit einer Frage nicht nach dem Treffen mit Erdogan, sondern über das Impeachment.
Erdogan wählte seinerseits zwei türkische Journalisten aus, die Fragen stellen konnten. Trump - der kritische US-Medien immer wieder als "Feinde des Volkes" verunglimpft - scherzte, Erdogan solle bitte einen "freundlichen Reporter" aus der Türkei benennen. Der Journalist Jonathan Karl vom Sender ABC schrieb auf Twitter, in diesem Moment habe sich Senator Graham zu ihm umgedreht und ihm gesagt: "Andere sind nicht mehr übrig." Reporter ohne Grenzen bemängelt, seit dem Putschversuch 2016 gingen Regierung und Justiz in der "härter denn je" gegen kritische Journalisten vor. Auf der Rangliste der Pressefreiheit liegt die Türkei auf Platz 157 von 180.
dpa
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