Türkei: Prozess gegen Mesale Tolu erneut vertagt

25.2.2020, 14:18 Uhr
Die Journalistin Mesale Tolu.

© Stefan Puchner/dpa Die Journalistin Mesale Tolu.

Die Verhandlung soll nun am 14. Juli weitergehen, wie Tolu via Twitter mitteilte. Die Staatsanwaltschaft benötige mehr Zeit, um die Verkündung ihrer Strafmaß-Forderung vorzubereiten, heißt es. Der aus Ulm stammenden Journalistin werden "Terrorpropaganda“ und "Mitgliedschaft in einer Terrororganisation" vorgeworfen.

Tolu war Ende April 2017 in Istanbul festgenommen worden und anschließend mehr als sieben Monate in Haft. Sie hatte in Istanbul unter anderen für die Nachrichtenagentur Etha gearbeitet. Der Prozess gegen sie begann im Oktober 2017, rund zwei Monate später wurde die Journalistin unter Auflagen aus der Untersuchungshaft entlassen. Im August 2018 durfte sie nach Aufhebung der Ausreisesperre in ihre Heimat Deutschland zurückkehren.

Tolu selbst rechnet nach eigenen Worten nicht mit einem gerechten Urteil. "Weil ich nicht an ein gerechtes Urteil glaube, wird es sich nicht besonders auf mich auswirken, wie es ausfällt“, sagte die 36-Jährige mit kurdischer Herkunft der Berliner tageszeitung. "Selbst wenn ich freigesprochen werde, wird mir keine Gerechtigkeit widerfahren sein.“

"Kein einziger Beweis für die Vorwürfe"

Mit Blick auf den Prozess sagte Tolu der tageszeitung weiter: "In der ganzen Zeit wurde kein einziger Beweis für die Vorwürfe gegen mich vorgelegt.“ Anonyme Zeugen, die zu ihrer Verhaftung geführt hätten, seien nicht in den Zeugenstand gerufen oder angehört worden. Telefondaten seien nicht ausgewertet worden. "Es ist ein erfundener Prozess“, sagte Tolu.

Nach Angaben der Organisation "Reporter ohne Grenzen“ sind in der Türkei aktuell mindestens 22 Journalistinnen und Journalisten wegen ihrer Arbeit inhaftiert. Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht das Land auf Platz 157 von 180 Staaten.

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