Türkei verwickelt? Tote nach Angriffen im Süd-Kaukasus

4.10.2020, 16:05 Uhr
Eine Rauchwolke steht über einem Gebäude in Stepanakert, der Hauptstadt Berg-Karabachs: Das aserbaidschanische Militär soll dort mehrere Ziele mit Raketen beschossen haben.

© Sergei Bobylev/imago images Eine Rauchwolke steht über einem Gebäude in Stepanakert, der Hauptstadt Berg-Karabachs: Das aserbaidschanische Militär soll dort mehrere Ziele mit Raketen beschossen haben.

Das aserbaidschanische Militär habe Stepanakert am Sonntag erneut beschossen, teilte der Anführer der international nicht anerkannten Republik Berg-Karabach, Araik Arutjunjan, via Twitter mit. Es sei dabei auch auf zivile Objekte gezielt worden. Einzelheiten nannte er zunächst nicht. Armenien sprach von Opfern, nannte aber keine Zahlen.

Arutjunjan drohte als Reaktion darauf, militärische Objekte in größeren Städten Aserbaidschans anzugreifen. Die Bevölkerung solle sich deshalb in Sicherheit bringen, schrieb er. Nach der Ankündigung seien Angriffe auf den Militärflughafen in der Stadt Ganja geflogen worden. Aserbaidschan erklärte, es habe dabei einen Toten und vier Verletzte gegeben. Die aserbaidschanische Armee sprach wiederum von schwerem Artilleriefeuer auf Dörfer und Städte auf seinem Staatsgebiet. Es soll auch Opfer gegeben haben. Details wurden nicht genannt.

"Das Ausmaß der Offensive ist beispiellos."

Armenien wirft inzwischen der Türkei vor, an den Gefechten direkt beteiligt zu sein. "Es gibt 150 hochrangige türkische Offiziere, die die Militäroperationen Aserbaidschans leiten", sagte der armenische Ministerpräsident Nikol Paschinjan. "Das Ausmaß der Offensive ist beispiellos." Zuvor hatte der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev gesagt, die Türkei als Verbündeter seines Landes sei nicht in den Konflikt verwickelt.

Der seit Jahrzehnten dauernde Konflikt zwischen den beiden ehemaligen Sowjetrepubliken war vor einer Woche wieder aufgeflammt. Es handelt sich um die schwerste Eskalation seit Jahren. Das verarmte Armenien und das reiche Aserbaidschan geben sich gegenseitig die Schuld dafür.

OSZE könnte vermitteln

Die beiden Länder kämpfen seit Jahrzehnten um die bergige Region, in der rund 145.000 Menschen leben. In einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren verlor Aserbaidschan die Kontrolle über das Gebiet. Es wird heute von christlichen Karabach-Armeniern bewohnt. Seit 1994 gilt eine brüchige Waffenruhe.

Offizielles Gremium für die Vermittlung zwischen den beiden verfeindeten Ex-Sowjetrepubliken ist die so bezeichnete Minsker Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Die Gruppe forderte ein sofortiges Ende der Kampfhandlungen sowie eine Rückkehr an den Verhandlungstisch. Paschinjan brachte zudem russische Friedenstruppen ins Gespräch. Darüber solle in der Minsk-Gruppe diskutiert werden, meinte er.

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