"Partygate"- Affäre

Twitter-Video sorgt für Schlagzeilen: Tanzt sich Boris Johnson aus dem Amt?

16.1.2022, 15:18 Uhr
Der britische Premierminister Boris Johnson steht unter Druck. In seinem Regierungssitz sollen während der Zeit von strengen Kontaktbeschränkungen regelmäßig Parties gefeiert worden sein. 

© Jack HillThe Times, dpa Der britische Premierminister Boris Johnson steht unter Druck. In seinem Regierungssitz sollen während der Zeit von strengen Kontaktbeschränkungen regelmäßig Parties gefeiert worden sein. 

Boris Johnson hat es zurzeit nicht leicht. Während der britische Premier einen Neustart wagen will, nimmt der Druck von allen Seiten zu. Ein Bericht über regelmäßige Treffen in der Downing Street trotz Corona-Beschränkungen bringt ihn weiter in Bredouille.

So soll es neben Gartenparties im Mai 2020 regelmäßige Treffen von Mitarbeitern in der Downing Street zu "Wine-time Fridays" gegeben haben, berichtete der in der sogenannten "Partygate"-Affäre in der Regel gut informierte "Mirror" am Samstag.

Der Premier habe seine Mitarbeiter ermutigt, "Dampf abzulassen" - auch wenn Treffen in Innenräumen gemäß den Lockdown-Regeln zum damaligen Zeitpunkt streng verboten gewesen waren. Johnson habe mehrmals selbst bei diesen Zusammenkünften vorbeigeschaut.

Zusätzlich sorgt nun ein Video auf Twitter für Furore.

Der um Skandale nicht arme britische Premier ist hierbei angeblich zusammen mit Jennette Arnold, der Vorsitzenden der London Assembly (Legislativbehörde des Londoner Verwaltungsbezirk) zu sehen. Obwohl das Video schon einige Jahre alt ist, machte es im Zuge der Enthüllungen nun auf verschiedenen Social-Media Plattformen die Runde.

Kreativer Protest - wie lange kann sich der Premier noch halten?

Arnold und Johnson sind hierbei beim - allenfalls gewöhnungsbedürftigen - Paartanz während einer Weihnachtsfeier zu sehen. Bisher wurde von offizieller Seite noch nicht bestätigt, dass es sich wirklich um die beiden handelt.

Trotzdem nahmen einige Bürger das Video sowie die gesamte Affäre zum Anlass, vor dem Londoner Amtssitz des Premier zu protestieren. Mit typisch britischem Humor und auf kreative Art und Weise.

Der Premier sucht nun einen Ausweg aus der Misere und möchte laut einem Medienbericht zufolge mit einem Rundumschlag unter seinen engsten Mitarbeitern seine politische Zukunft retten. Wie die "Sunday Times" am Sonntag berichtete, plant der konservative Regierungschef, personell umfassend in der Downing Street aufzuräumen, um sich im Amt halten zu können. Zu seinen Plänen soll auch zählen, die verbliebenen Corona-Beschränkungen am 26. Januar aufzuheben.

"Bringt euren eigenen Alkohol mit." - Büroleiter droht das Aus

Johnson weigert sich dem Bericht zufolge, selbst die Verantwortung für die Regierungskrise zu übernehmen. Auf Treffen in den vergangenen Tagen soll er seinem Team vorgeworfen haben, ihn nicht geschützt zu haben. Johnsons Büroleiter Martin Reynolds, der Mitarbeiter trotz Lockdown-Regeln mit dem E-Mail-Aufruf "Bringt Euren eigenen Alkohol mit" zu einer Gartenparty eingeladen hat, dessen Vertreter Stuart Glassborow und Stabschef Dan Rosenfield gelten als wahrscheinlichste Kandidaten dafür, die Downing Street verlassen zu müssen.

Johnson steht in der "Partygate"-Affäre seit längerem massiv unter Druck. Zu den Lockdown-Partys im Regierungssitz laufen derzeit interne Untersuchungen, deren Ergebnisse der Premier abwarten will.

Zuletzt wurde berichtet, dass es am Vorabend der Beerdigung von Queen-Gemahl Prinz Philip im April 2021 Feiern im Regierungssitz gegeben habe. Damals galten strenge Kontakt- und Abstandsregeln in Großbritannien. Queen Elizabeth II. musste deshalb ganz alleine in der Kapelle ihrer Residenz Windsor sitzen, als ihr Mann, mit dem sie 73 Jahre lang verheiratet war, bestattet wurde. Die Downing Street entschuldigte sich dafür. "Es ist zutiefst bedauerlich, dass dies zur Zeit nationaler Trauer stattgefunden hat", erklärte ein Johnson-Sprecher.

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