Umfrage: Streitthema Motorradlärm spaltet Deutschland

4.9.2020, 09:36 Uhr
Dass die Politik beim Thema Motorradlärm mehr tun sollte, finden insgesamt 39 Prozent der Befragten. Dass die Politik weniger oder gar nichts unternehmen sollte, meinen 22 Prozent.

© Stephan Jansen, dpa Dass die Politik beim Thema Motorradlärm mehr tun sollte, finden insgesamt 39 Prozent der Befragten. Dass die Politik weniger oder gar nichts unternehmen sollte, meinen 22 Prozent.

Lärmende Motorräder sind für die Hälfte der Bundesbürger ein Problem. Insgesamt 48 Prozent ärgern sich über Motorrad-Geräusche, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur ergab. Demnach fühlen sich 18 Prozent der Bundesbürger "sehr gestört", "eher gestört" sagen 30 Prozent. Wie die Umfrage zeigt, ist Deutschland im Fall von Motorradlärm gespalten: "Eher nicht gestört" fühlen sich demnach 28 Prozent, "gar nicht gestört" sagen 18 Prozent.

Aktueller Hintergrund ist eine Initiative des Bundesrates: Die Länderkammer hatte im Mai festgestellt, dass es bei Motorrädern aus Lärmschutz-Gründen "dringenden Handlungsbedarf" gebe, für besondere Konfliktfälle Tempolimits und "zeitlich beschränkte Verkehrsverbote an Sonn- und Feiertagen" zu ermöglichen. "Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, die hierzu einschlägigen Regelungen anzupassen", hieß es. Dies löste Demonstrationen mit Tausenden Motorradfahrern aus. Die Bundesregierung muss jetzt entscheiden, ob sie die Anregung des Bundesrates umsetzt.

Dass die Politik beim Thema Motorradlärm mehr tun sollte, finden insgesamt 39 Prozent der Befragten. Dass die Politik weniger oder gar nichts unternehmen sollte, meinen 22 Prozent. Dass die aktuellen Regeln weiter gelten sollten, finden 26 Prozent.

Gefragt nach den passenden Maßnahmen gegen Motorradlärm befürworten 50 Prozent härtere Strafen für Tuning, wenn das Motorrad durch diese Eingriffe erheblich lauter wird. 44 Prozent sind für ein Verbot des sogenannten Sound-Designs, mit dem Fahrer die Geräuschkulisse ihres Fahrzeugs selbst einstellen können. Das Festlegen eines Geräusch-Maximalwerts für alle Neufahrzeuge, der etwa dem Geräusch eines Rasenmähers entsprechen würde, halten 38 Prozent für richtig.

Fast ebenso viele - 37 Prozent - sind der Meinung, dass der Polizei erlaubt werden solle, Motorräder bei gravierenden Lärmüberschreitungen sofort sicherzustellen. Den geringsten Zustimmungswert (23 Prozent) gibt es für die Idee, streckenweise Motorrad-Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen zu verhängen, etwa in beliebten Ausflugsgegenden. Doch wären verschärfte Vorschriften gegen laute Motorräder tatsächlich durchsetzbar? "Bestimmt" oder "wahrscheinlich" sagen 33 Prozent, fast ebenso viele (30 Prozent) sagen "bestimmt nicht" oder "wahrscheinlich nicht".

Dass sie selbst Motorrad fahren, sagten in dieser Umfrage 5 Prozent der Teilnehmer. Weitere 10 Prozent sind nach eigenen Angaben früher Motorrad gefahren, 6 Prozent haben einen Motorradfahrer im eigenen Haushalt.

Scheuer weiterhin gegen schärfere Regeln

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat seine ablehnende Haltung gegenüber verschärften Regeln für Motorradfahrer bekräftigt. Das Ministerium erklärte, die zuständigen Straßenverkehrsbehörden könnten die konkrete Lage vor Ort am besten einschätzen und aus Lärmschutzgründen im Einzelfall entsprechende Maßnahmen anordnen. Scheuer hatte bereits mehrfach gesagt, es gebe ausreichende geltende Regeln. Er will Beschlüsse des Bundesrates nicht umsetzen.

Das Bundesverkehrsministerium bekräftigte, die Straßenverkehrsbehörden hätten zum Beispiel bereits jetzt die Möglichkeit, die Benutzung bestimmter Straßen oder Straßenstrecken zu beschränken oder den Verkehr umzuleiten. "Diese Vor-Ort-Regelung hat sich in der Praxis bewährt." Auch für das Tunen von Motorrädern gälten bereits wirksame Bußgelder: Habe ein Fahrzeug eine nicht genehmigte oder unzulässig veränderte laute Schalldämpferanlage, erlösche die Betriebserlaubnis des Fahrzeugs.

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