„Uns geht es eigentlich gar nicht um Politik“

ERLANGEN

„Die Arbeit ist von Plagiaten durchsetzt“, meint „Goalgetter“, ein Erlanger Diplomkaufmann, der sich an der Plagiatsprüfung von zu Guttenbergs Doktorarbeit beteiligt hat. Inzwischen sind es 286 von rund 400 Seiten Reintext – das entspricht 73 Prozent der Seiten – auf denen abgekupfert worden sein soll.

Damit sind den Machern der Internet-Seite „http://de.guttenplag.wikia.com“ zufolge 21,5 Prozent der Arbeit erwiesene Abkupferungen aus fremden Werken. „Für mich ist das die Erschleichung eines akademischen Titels. Deswegen mache ich mit“, sagt „Goalgetter“ der NZ. Für die Internet-Detektive ist die Prüfung jedoch keineswegs ein politisches Fallbeil – parteigefärbte Äußerungen seien auf der Plattform „unerwünscht“. Den vorwiegend akademischen Beteiligten ginge es um das akademische Unrecht. Darum, dass „so etwas generell für niemanden geht. Es ist Betrug“, so „Goalgetter“.

Wissenschaftliche Aufklärung, die Rettung der akademischen Ehre, sei der Antrieb der ein- bis zweihundert ehrenamtlichen Aktiven von „Guttenplag“. Um mitzumischen müssen sich Interessierte registrieren, bekommen eine Seite zugeteilt und prüfen mit Hilfe von Suchmaschinen wie Google und auffälligen Schlagwörtern Bücher und Texte, die als Vorlage gedient haben können – „wie Bingo spielen“. Seite pro Seite setzt sich so das Plagiatsmosaik zusammen. Neu ist die Idee – obwohl man örtlich getrennt ist –, gemeinsam im Internet an einem Projekt zu arbeiten, nicht. Derartige Seiten gibt es laut „Goalgetter“ seit mindestens 15 Jahren. Nur: So prominent wie der aktuelle Fall war keiner. „Ich habe auch noch nie mitbekommen, dass jemand derart professionell abgekupfert hat. Es ist fast alles kopiert oder verschleiert plagiiert“, meint der Nutzer aus Erlangen. „Eigentlich hätte er viel früher die persönlichen und politischen Konsequenzen ziehen müssen.“ Für die Aufklärung sei aber egal, ob jemand berühmt ist oder nicht: Die Plattform will keine Hetzjagd auf Prominente oder Politiker starten.