Verbeek scheiterte beim 1. FC Nürnberg wohl an seiner Aura

23.4.2014, 10:38 Uhr
Die Stunden von Gertjan Verbeek als Trainer des 1. FC Nürnberg scheinen gezählt.

© dpa Die Stunden von Gertjan Verbeek als Trainer des 1. FC Nürnberg scheinen gezählt.

Abstieg als Meister, Abstieg als Pokalsieger – beides hat bisher nur der Club geschafft. Absteigen und zugleich den Torschützenkönig stellen – könnte noch passieren. Den Trainer feuern nach einem Sieg über den FC Bayern – hatten wir schon. Den Trainer entlassen, der bislang als unantastbar galt, dem man im Extremfall auch einen konstruktiven Neuaufbau in der Zweiten Liga zugetraut hätte und für den man weit und breit keine sinnvolle Alternative in der Hinterhand hat?

Ein Vorgang, der selbst am Ostersonntag nach dem bitteren 1:4 gegen Leverkusen noch undenkbar erschien. Auf der Liste der Schuldigen für die Misere in diesem Seuchenjahr, das der Club gerade durchlebt, stand der knorrige Holländer in der allgemeinen Wahrnehmung ganz weit unten.

Stets war von Verletzungspech und Personalnot die Rede. Von zu wenig Qualität im Kader, von Fehleinkäufen. Was wiederum Sportvorstand Martin Bader und die gesamte Vereinsführung ins Epizentrum der kritischen Analyse rücken lässt. Den Manager in die Wüste schicken, und die meisten Spieler gleich hinterher – so lauten salopp formulierte Parolen in diversen Foren. Verbeek galt trotz seiner ernüchternden Bilanz von nur fünf Siegen, fünf Remis, aber zwölf Niederlagen bei durchschnittlich zwei Gegentreffern pro Spiel als die beste Lösung für den Club. Ein Fußball-Lehrer mit Konzept, ein Charismatiker, der sich in vielen Facetten wohltuend abhebt von den üblichen Verdächtigen, die sonst überall gehandelt werden, wenn Trainerstellen neu zu besetzen sind.

Wie es aussieht, ist der autoritäre Nachfolger des von vielen als zu brav empfundenen Michael Wiesinger an seiner Aura gescheitert. Mit aller Hartnäckigkeit wollte Verbeek seine Idee vom Fußball umsetzen; mit Spielern, die schlichtweg überfordert waren. Kurskorrekturen erstickte der beratungsresistente Coach im Keim. Dass die Luft für den FCN zunehmend dünner wurde, hat er offenbar völlig ignoriert.

Wieso Bader die Notrufsignale aus der Mannschaft so spät empfangen hat, gibt Rätsel auf. Nun bleibt ihm wohl nichts anderes übrig, als die Reißleine zu ziehen. Um zu retten, was kaum noch zu retten ist. Gefühlt ist der Club für viele bereits abgestiegen. Aber man muss eben immer mit allem rechnen. Manchmal auch im positiven Sinne.

Am Mittwochvormittag hat der 1. FC Nürnberg die Entlassung von Gertjan Verbeek bekanntgegeben.

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