Verbot für Gendersprache? Friedrich Merz, der Sprachpolizist
23.4.2021, 17:35 UhrKonservative wenden sich mit guten Gründen gegen eine "Sprachpolizei": Dass etwa Studenten schlechtere Noten bekommen, wenn sie nicht gendern – das ist so eine Form der Sprachpolizei, eine äußerst seltene.
Nun fordert ein Konservativer, Friedrich Merz, selbst so eine Sprachpolizei – eine bewahrende statt einer verändernden. Der Staat solle das Gendern verbieten, sagt Merz und verweist auf Frankreich, wo die Amtssprache an den alten Formen festhält.
Was er nicht sagt: Auch bei unseren Nachbarn gibt es eine sehr lebendige Debatte darüber, wie sich Sprache verändern kann oder muss.
Sprache lebt, sie entwickelt sich
Das tat sie schon immer. Sprache entwickelt sich. Momentan erleben wir da eine ungeregelte Umbruchphase, nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Staaten. Das muss man nicht mögen, aber das geschieht, und es gibt dafür gute wie schlechte Gründe. Darüber ist zu reden und auch zu streiten, ohne jene Polemik, zu der beide Lager neigen. Ohne Stammtisch-Witze, wie sie Merz übers Gendern reißt.
Stammtisch-Witze
Kürzlich hatte er aufgezählt: "Grüne und Grüninnen? Frauofrau statt Mannomann? Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Mutterland? Hähnch*Innen-Filet? Spielplätze für Kinder und Kinderinnen?" Blöd nur, dass solche schrägen Genderismen nicht einmal Hardcore-Sprachveränderer fordern.
Wenn sich Sprache ändert, lässt sich so ein Prozess nicht stoppen. Erst recht nicht durch Verbote. Merz‘ Vorstoß zeigt daher vor allem eines: sehr viel Hilflosigkeit einer CDU, die ihren Markenkern sucht, aber in der Vergangenheit garantiert nicht finden wird.
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