US-JUSTIZ

Viele Millionen für Ex-Todeskandidaten

17.5.2021, 14:12 Uhr
Henry McCollum im Jahr 2014, nachdem er aus dem Gefängnis entlassen wurde: Jetzt erhalten er und sein Bruder eine Entschädigung in zweistelliger Millionenhöhe.

© Michael Biesecker, dpa Henry McCollum im Jahr 2014, nachdem er aus dem Gefängnis entlassen wurde: Jetzt erhalten er und sein Bruder eine Entschädigung in zweistelliger Millionenhöhe.

Eine Jury im Bundesstaat North Carolina sprach Henry McCollum und Leon Brown laut US-Medien je eine Million Dollar pro verbrachtem Jahr im Gefängnis plus 13 Millionen Dollar Bußgeld zu. Zudem hatte den Berichten zufolge das Büro des Sheriffs im Bezirk Robeson separat einer Zahlung von neun Millionen Dollar zugestimmt. Damit bekommen sie umgerechnet insgesamt 84 Millionen Dollar (rund 69 Millionen Euro).

Geständnisse widerufen

Die Halbbrüder, die den Berichten zufolge beide geistig behindert sind, waren als Teenager für die Vergewaltigung und den Mord an einem elfjährigen Mädchen im Jahr 1983 festgenommen und später zum Tode verurteilt worden. Sie hatten damals Geständnisse abgelegt, diese später aber widerrufen. In den 1990er Jahren wurde Browns Strafe in lebenslang umgewandelt. 2014 hatte ein DNA-Test dann beiden zur Freiheit verholfen. Anhand einer Zigarette vom Tatort waren Spuren sichergestellt worden, die zu einem anderen Mann führten.

Nach ihrer Freilassung waren die beiden schwarzen Brüder in einer Zivilklage auf Bundesebene gegen die Strafverfolgungsbehörden vorgegangen. "Die Jury hätte keine stärkere Botschaft aussenden können, dass die Bürger dieses Landes kein Fehlverhalten der Strafverfolgungsbehörden tolerieren und nicht länger blind ihren Aussagen über an den Rand gedrängte Gruppen glauben werden", sagte Anwalt Elliot S. Abrams der Washington Post.

"Ich danke Gott", hatte McCollum nach dem Urteilsspruch unter Tränen gesagt, wie die Regionalzeitung The News & Observer berichtete. "Ich habe meine Freiheit", fügte er demnach später hinzu. Aber: "Es gibt immer noch eine Menge unschuldiger Menschen im Gefängnis. Und sie verdienen es nicht, dort zu sein." Seit ihrer Entlassung versuchten McCollum und Brown, ihr Leben neu aufzubauen - ein Prozess, der sich nach 31 Jahren Haft als schwierig erweise, schrieb das Blatt. Beide benötigten Vormunde, um ihre Finanzen zu verwalten. Brown sei obendrein als Folge der Haft pflegebedürftig, heißt es.

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