Wahl-Analyse: Malys Abgang erweist sich als Fiasko für die SPD

29.3.2020, 20:16 Uhr
Jetzt steht es fest: Thorsten Brehm wird nicht der Nachfolger von Ulrich Maly als Oberbürgermeister von Nürnberg.

© Ulrich Schuster Jetzt steht es fest: Thorsten Brehm wird nicht der Nachfolger von Ulrich Maly als Oberbürgermeister von Nürnberg.

Wenn schon unsere Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist, darf nicht auch noch die Mitbestimmung leiden. Das ist die Aussage dieser besonderen Kommunalwahlen. Da gerät es beinahe zur Nebensache, wer sich wo durchgesetzt hat.

Zumal sich eine weitere Befürchtung, die es vor der zweiten und entscheidenden Runde der Kommunalwahlen gegeben hat, nicht bewahrheitet hat: Die Corona-Krise hat nicht überall den CSU-Kandidaten genutzt.

Von einigen Beobachtern war gemutmaßt worden, dass das gute Krisenmanagement von Ministerpräsident und CSU-Parteichef Markus Söder auf seine Parteifreunde abstrahlen könnte.

In Ingolstadt war dies beispielsweise nicht der Fall: Dort kassierte die CSU eine ebenso historische wie krachende Niederlage und muss den OB-Sessel an die SPD abtreten.


Maly nach Stichwahl: "Es ist auch eine Niederlage für mich"


Aber auch in Schwabach entschied sich eine Mehrheit gegen den favorisierten CSU-Bewerber, Nürnbergs Wirtschaftsreferenten Michael Fraas. Das Rennen machte stattdessen der junge SPD-Kandidat Peter Reiß.

Weder Alter noch Amtsbonus haben die Wählerinnen und Wähler sonderlich bei ihrem Votum interessiert: In Ansbach und Bad Windsheim müssen die Amtsinhaber nach zwölf (Carda Seidel) beziehungsweise sechs (Bernhard Kisch) Amtsjahren räumen.

OB-Wahl in Nürnberg: SPD am Boden

Überhaupt haben sich die Bürger nicht um Konventionen geschert: Das Ergebnis in Nürnberg spricht Bände. In der Frankenmetropole schafft die CSU die doppelte Sensation: Mit Marcus König erobert nach 18 Jahren SPD-Herrschaft wieder (und erst zum zweiten Mal seit 1945) ein CSU-Mann den Oberbürgermeistersessel.

Im Stadtrat stellen die Christsozialen zudem die stärkste Fraktion. Nürnberg, die SPD-Hochburg? Das war einmal. Der freiwillige Abgang von Amtsinhaber Ulrich Maly erweist sich somit als Fiasko für die Sozialdemokraten. Bayerns zweitgrößte Kommune zu verlieren, das dürfte weit über die Stadtgrenzen hinaus für Aufsehen sorgen.


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Erbhöfe und Hochburgen zählten bei diesen Stichentscheiden offenbar nichts mehr. Es muss kein schlechtes Signal sein, das die Wählerinnen und Wähler mit ihrem Votum ausgesendet haben. Eine lebendige Demokratie lebt vom Wechsel. Alle Wahlsieger verbindet eines: Der Beginn ihrer Amtszeit steht im Zeichen des Kampf gegen das Coronavirus.

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