Warum zwölf Euro Mindestlohn nicht die Lösung sind

13.2.2020, 11:10 Uhr
Seit 2015 gilt in Deutschland ein Mindestlohn.

© dpa Seit 2015 gilt in Deutschland ein Mindestlohn.

Auf 9,35 Euro pro Stunde ist der Mindestlohn zum Jahresanfang gestiegen. Das macht bei einem 40-Stunden-Job ein Gehalt von 1621 Euro - brutto. Zu wenig, um als Alleinverdiener eine Familie zu ernähren, zu wenig, um fürs Alter vorzusorgen. Mit allem Recht setzen sich Deutschlands Arbeitnehmervertreter deshalb für eine Anhebung der Lohnuntergrenze ein. Sie sollten dabei aber besser Vorsicht walten lassen.

Einführung mit Augenmaß

Dass der 2015 eingeführte Mindestlohn in Deutschland solch eine Erfolgsgeschichte wurde und keineswegs Hunderttausende Jobs kostete (woran selbst seine erbittertsten Gegner nicht mehr zweifeln dürften), hatte vor allem zwei Gründe: Zum einen fiel seine Einführung in eine Zeit, in der der Arbeitsmarkt boomte, zum anderen gelang mit der Höhe von anfangs 8,50 Euro eine Punktlandung: Sie stellte für die Unternehmen eine eher moderate Belastung dar, weshalb es kaum zu Entlassungen kam, und führte dennoch zu spürbar mehr Geld im Portemonnaie von Geringverdienern, wie das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) jüngst überzeugend vorgerechnet hat. Kurz: Es war eine Einführung mit Augenmaß.

In der aktuellen Debatte um eine massive Erhöhung des Mindestlohns sollten nun auch die Befürworter nicht tun, was sie einst - mit Recht - den Gegner des Mindestlohns vorwarfen: die Wissenschaft zu ignorieren. Denn dieselben IAB-Forscher, die den Mindestlohn nach Auswertung aller verfügbaren Studien so loben, haben auch eine Warnung formuliert: "Erhebliche Risiken" könne eine zu starke Erhöhung mit sich bringen. Anders formuliert: Überzieht die Politik, kann der Mindestlohn doch noch zum Jobkiller werden. Und damit wäre am wenigsten den Menschen gedient, die von eben diesen Jobs ihren Lebensunterhalt bestreiten.

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