Was Trump mit dem Todesschützen von El Paso verbindet

5.8.2019, 11:19 Uhr
Nach dem Blutbad, bei dem 20 Menschen in einer Einkaufspasage in El Paso, Texas, starben, versammeln sich Trauernde.

© Mark Ralston / AFP Nach dem Blutbad, bei dem 20 Menschen in einer Einkaufspasage in El Paso, Texas, starben, versammeln sich Trauernde.

Man muss im Netz nicht lange nach Amerikanern suchen, die stolz auf ihre Feuerwaffen sind. Lächelnd posieren sie mit Revolvern und Gewehren für die Kamera. "My new toy", schreibt einer darunter, "mein neues Spielzeug." Wie tödlich solches "Spielzeug" ist, haben die USA am Wochenende erfahren. 29 Menschenleben endeten völlig sinnlos.

Zumindest bei einem der beiden Todesschützen, jenem aus Texas, verdichten sich die Hinweise, dass er aus fremdenfeindlichen Motiven gehandelt hat. Von einer "hispanischen Invasion" ist die Rede in einem Pamphlet, das ihm zugeordnet wird. Wo hat man eine ganz ähnliche Ausdrucksweise erst kürzlich gehört? Richtig, Donald Trump hat die Situation an der Südgrenze der USA schon häufig mit einer "Invasion" verglichen. Einer Invasion aus "Schmugglern, Gangmitgliedern, Drogenhändlern". Er spricht angesichts des Massakers von El Paso von einer "hasserfüllten Tat", für die es keine Rechtfertigung gebe.

 

Das muss ein Schlag ins Gesicht der Hinterbliebenen der Opfer dieser Bluttat sein, ist es doch der US-Präsident höchstpersönlich,
der kaum einen Tag vergehen lässt, ohne gegen Migranten aus Süd- und Mittelamerika zu wettern. Er hat mit einer Rhetorik, die vor Verachtung nur so trieft, diesen Hass geschürt und befeuert. Selbst in den USA geborene Kongressabgeordnete mit Migrationshintergrund waren vor ihm nicht sicher, mussten sich Beschimpfungen anhören, die an Rassismus grenzten. War es da letztlich bloß eine Frage der Zeit, bis solche Botschaften ins Hirn eines Waffenbesitzers eindrangen, der nicht warten wollte, bis die Mauer an der Grenze zu Mexiko steht – sondern der sich sein Gewehr schnappte und Tatsachen schaffte? Mindestens drei Mexikaner sind unter den Toten in El Paso, weitere sollen verletzt worden sein.

Konsequenzen? Fehlanzeige.

Leider werden aus dieser Episode keine Konsequenzen erwachsen. Bislang hat sich noch kein US-Präsident mit der mächtigen Waffenlobby der NRA (National Rifle Association) angelegt, Trump wird das gewiss auch nicht tun. Dabei hatte er bei seinem Amtsantritt geschworen, jegliches Unbill von Amerikas Bürgern fernzuhalten. Schärfere Waffengesetze würden dazu beitragen, keine Frage. So wie die Neuseeländer das vormachen: Nach dem islamfeindlichen Massaker von Christchurch mit Dutzenden Toten hat die dortige Regierung die Waffengesetze rigoros verschärft und sogar damit begonnen, halbautomatische Waffen von deren Besitzern zurückzukaufen.

Ein Schritt, den die NRA auf ihrer Website aufs Schärfste verurteilt. Anstatt die Massaker vom Wochenende zu bedauern, wirbt sie dort weiter, Amerikaner sollten mit ihren Waffen "die Freiheit verteidigen". Die Freiheit, ihr Leben weiterzuleben, wurde 29 Menschen an diesem Wochenende genommen. Zynischer geht es kaum.

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