Nur eine Lösung

"Ziemlich ungeschützt": Drosten warnt auch Geimpfte ohne Booster vor Omikron

5.1.2022, 15:58 Uhr
Auch für Gemipfte steigt das Risiko sich mit der Omikron-Variante zu infizieren. Der Virologe Christian Drosten sieht den Booster als einzige Waffe. 

© Michael Kappeler/dpa Auch für Gemipfte steigt das Risiko sich mit der Omikron-Variante zu infizieren. Der Virologe Christian Drosten sieht den Booster als einzige Waffe. 

Der Virologe Christian Drosten sieht im Kampf gegen die sich in Deutschland und Europa rasch ausbreitende Omikron-Variante die Boosterimpfung als effektivstes Mittel. "Was richtig schützt gegen Omikron ist die Dreifachimpfung", sagt Drosten im Podcast "Coronavirus-Update" von NDR-Info. Der starke Fokus Deutschlands auf die Auffrischungsimpfung sei deshalb richtig und wichtig.

Drosten verweist dabei auf eine dänische Studie aus dem Dezember, die die Bedeutung von Booster-Impfungen zeige. Nach Erkenntnissen der Untersuchung trage die doppelte Impfung weniger dazu bei, die Ausbreitung der Omikron-Variante zu verhindern. "Da sind wir ziemlich ungeschützt gegen Omikron und die Dreifach-Impfung, die macht den Unterschied", so der Virologe. Erst die dritte Dosis senke das Risiko einer Erkrankung mit der Variante signifikant.

Mildere Verläufe bei Omikron - aber Drosten warnt

Der Virologe prognostiziert, dass die Omikron-Variante angesichts der raschen Ausbreitung nun zügig "das Geschäft übernehmen" und Ende Januar auch in Deutschland dominieren werde. Hierzulande gehe man aktuell von einer Zeit von vier Tagen aus, in der sich die Omikron-Infektionszahlen verdoppeln. In anderen Ländern liege die Verdopplungszeit teilweise schon bei etwa zwei Tagen. Nach Einschätzungen des Virologen hängen der vergleichsweise langsamere Anstieg der Omikron-Infektionszahlen in Deutschland mit den nach wie vor geltenden Corona-Maßnahmen zusammen.

Bisherige Beobachtungen lassen darauf schließen, dass Omikron mutmaßlich mildere Krankheitsverläufe verursache. "Ich denke, man kann das inzwischen sagen, dass das so ist", sagt Drosten im Podcast. Erhobene Daten wiesen darauf hin, dass bei Omikron-Infektionen ein kleinerer Anteil der Infizierten ins Krankenhaus müsse. Der Virologe warnte aber eindringlich davor, angesichts der vergleichsweise milderen Verläufe zu dem Schluss zu kommen, dass es besser sei, sich mit dem Virus zu infizieren als sich dagegen impfen zu lassen. Auch bei jungen, völlig gesunden Menschen könne es zu schweren Verläufen und beispielsweise Lungenschäden kommen.

Risiko sinkt durch Booster deutlich

Eine Studie des Imperial College London zeige, dass bei einer Infektion mit der Omikron-Variante das Risiko einer notwendigen Behandlung im Krankenhaus um bis zu 30 Prozent geringer sei als bei der Delta-Variante. Bei doppelt Geimpften sei das Risiko um 34 Prozent geringer, bei Menschen mit Booster-Impfung sinke es sogar um 63 Prozent. Bei Ungeimpften, die an der Omikron-Variante erkrankten, sinkt demzufolge dieses Risiko immerhin um 24 Prozent.

Für den Virologen Drosten ist das eine gute Neuigkeit angesichts der "vielen Ungeimpften, die wir leider in Deutschland haben". Eine Entwarnung sei allerdings nicht angebracht, da mit sehr unterschiedlichen schweren Verläufen zu rechen sei. Auch zeige sich für ihn hier ganz deutlich die positiven Auswirkungen einer Booster-Impfung: "Der Gewinn nicht geimpft zu zweifach geimpft ist nur zehn Prozent mehr, aber der Gewinn von zweifach geimpft zu dreifach geimpft ist dann fast eine Verdopplung."

Drosten fürchtet "steile Welle"

In den nächsten Wochen und Monaten fürchtet Drosten "ganz sicher auch eine steile Welle, aber ich glaube, wir sind insgesamt auf einem Weg, so sagen wir mal Richtung Ostern, wo wir viele Möglichkeiten noch haben, viele Karten, die wir noch ziehen können." Er fordert, das Infektionsgeschehen zu modernisieren und an den richtigen Stellen nachzusteuern.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Ministerpräsidenten der Länder wollen sich am Freitag zum ersten Mal im neuen Jahr über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise beraten. Auch mögliche Änderungen der Quarantäne-Regelungen stehen auf der Agenda. Vor allem für Beschäftigte in wichtigen Versorgungsbereichen könnte es zu einer Verkürzung der Isolations-Zeiten kommen, um viele Personalausfälle zu vermeiden. Drosten erachtet diese Verkürzung als wichtige Überlegung. Bei einem starken Anstieg der Omikron-Infektionszahlen werde man schließlich viele Arbeitskräfte verlieren. Das wäre "ein großer gesellschaftlicher Schaden", sagt der Virologe.

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