Zumutungen aus Ankara: Merkel muss jetzt Klartext reden

17.5.2017, 05:48 Uhr
Zumutungen aus Ankara: Merkel muss jetzt Klartext reden

© epa (dpa)

Jetzt also Regierungschef Yildirim, der getreue Adlatus von Präsident Erdoðan. Deutschland müsse sich entscheiden für die Gegner Ankaras oder für die Türkei. Das ist erkennbar die Weltsicht in Ankara: "Für uns oder gegen uns."

So einfach, wird man der Führung in Ankara erklären müssen, liegen die Dinge nicht. Die deutschen Behörden hätten türkischen Soldaten kein Asyl gewährt, wenn diese in der Türkei ein rechtsstaatliches Verfahren erwarten könnten. Das damit gleichzusetzen, Deutschland unterstütze damit Gülens "Terrororganisation", ist Nonsens. Aber für solche Argumente ist die türkische Führung derzeit nicht aufgeschlossen. Es hat sogar den Anschein, als würde sie ihre eigene Propaganda für die Wahrheit halten.

Dass nun, quasi aus Rache, erneut deutsche Abgeordnete die Bundeswehrsoldaten im türkischen Incirlik nicht besuchen dürfen, ist einfach nur noch albern. Und es kann keinesfalls hingenommen werden.

Doch selbst wenn der Stationierungsort nach Jordanien verlegt werden sollte, wäre nichts gelöst. Denn eine andere Frage wird immer drängender: Wie sollen die Partner mit einem Nato-Mitglied umgehen, das völlig aus dem Ruder läuft?

Vielleicht rächt sich jetzt, dass die Bundesregierung allzu lange nur gesäuselt hat, wenn wieder Zumutungen aus Ankara kamen. Jetzt jedenfalls wäre Klartext gefragt, auch öffentlich. Von der Kanzlerin höchstpersönlich.

Verwandte Themen


16 Kommentare