Gas-Notstand

Warmwassertemperatur senken um Gas zu sparen: Diesen Fehler sollten Sie vermeiden

27.8.2022, 21:13 Uhr
Legionellen vermehren sich optimal bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius.

© Miriam Lindthaler, obs Legionellen vermehren sich optimal bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius.

Ende Juni hat Wirtschaftsminister Robert Habeck die Alarmstufe des Notfallplans Gas ausgerufen - und die Bundesnetzagentur befürchtet einen Totalausfall der russischen Gaslieferungen. Der Aufruf der Regierung: Es soll gespart werden. Einige folgen diesem Appell bereits.

Eine Wohngenossenschaft in Sachsen schränkt die Wasserversorgung bei ihren Mietern bereits ein: Ein Aushang neben der Haustür informierte die Mieter darüber, dass Warmwasser nun nur noch zu bestimmten Zeiten fließt. Dass weitere Vermieter mit diesem Vorgehen folgen werden, ist nicht unwahrscheinlich. Doch stimmt es, dass sich dadurch die Gefahr eines Legionellen-Wachstums massiv erhöht?

Was sind Legionellen?

Legionellen sind Bakterien, die von Natur aus in geringer Anzahl in Gewässern, aber auch im Grundwasser vorkommen. Laut Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) kommt es zu einer Infektion, wenn Legionellen sich vermehren, sich kontaminierte Aerosole bilden - beispielsweise, wenn das Wasser beim Duschen zerstäubt - und diese eingeatmet werden.

Wer diesen Legionellen-haltigen Wasserstaub einatmet, kann eine schwere Lungenentzündung (die Legionärskrankheit) oder einen akuten fiebrigen Infekt ohne Lungenentzündung (Pontiac-Fieber) entwickeln. Bei etwa 5-10% der Patienten verläuft die Erkrankung tödlich.

Entscheidend für die Vermehrung: die Temperatur

Ob Legionellen sich vermehren können - das hängt von der Wassertemperatur ab, der sie ausgesetzt sind. Hat das Wasser weniger als 20 Grad Celsius, können sich Legionellen nicht ausbreiten. Ein Legionellen-Risiko gibt es also vor allem bei Warmwasser - die besten Bedingungen für eine Vermehrung finden Bakterien laut RKI bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius. Ab 55 Grad breiten sich Legionellen nicht mehr aus - ab 60 Grad sterben sie ab. Was bedeutet das für das Warmwasser in Haushalten?

Das empfehlen Experten

Das Umweltbundesamt, die Verbraucherzentrale, der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) und auch das RKI empfehlen: Die Warmwassertemperatur sollte auf mindestens 60 Grad - auf keinen Fall unter 55 Grad eingestellt sein. Der DVGW schreibt auf seiner Webseite: "Das erwärmte Trinkwasser am Ausgang des zentralen Trinkwassererwärmers muss 60 °C haben, um eine Vermehrung von Legionellen zu verhindern." Dort, wo das Trinkwasser im Gebäude erhitzt wird, muss also eine Temperatur von 60 Grad Celsius herrschen

Von der Verordnung betroffen sind laut der Verbraucherzentrale Wasserspeicher mit einem Volumen von mehr als 400 Litern - oder Leitungen, in denen mehr als drei Liter warmes Wasser stehen. Erfolgt die Trinkwassererwärmung dezentral über Untertischgeräte wie Boiler, sollte sie die 55 Grad nicht unterschreiten. Die Temperatur dürfe hier laut DVGW etwas niedriger sein - denn das Warmwasser müsse keine längeren Leitungswege zurücklegen und das Speichervolumen des Warmwassers sei klein, heißt es.

Die Warmwassertemperatur sollte demnach nirgends unter 55 Grad betragen. In Großanlagen sind 60 Grad Kesseltemperatur Pflicht - doch auch in Gebäuden mit kleineren Anlagen wird diese Temperatur empfohlen. Wird die Warmwassertemperatur auf unter 60 Grad abgesenkt, verursacht das nicht zwingend ein kritisches Legionellen-Wachstum - das Risiko erhöht sich jedoch.