Cornelia Maute im Gespräch

Hokuspokus oder Garten-Heilkunst? Diese Frau behandelt Pflanzen mit Globuli

Johanna Husarek

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15.3.2022, 05:57 Uhr
Mit Globuli lassen sich nicht nur bei Mensch und Tier, sondern auch bei Pflanzen die Selbstheilungskräfte wecken, meinen Freunde der Homöopathie. Was ist dran?  

© imago images/Christian Ohde Mit Globuli lassen sich nicht nur bei Mensch und Tier, sondern auch bei Pflanzen die Selbstheilungskräfte wecken, meinen Freunde der Homöopathie. Was ist dran?  

Frau Maute, zu Ihren Kunden und Mitstreitern zählen Winzer, Bio-Bauer und Gärtner. Wie offen sind grüne Fachleute generell für die Homöopathie?

Cornelia Maute: Ich würde sagen, das Interesse daran wächst. Die Zeit und die Zerstörung unserer Umwelt arbeiten im Grunde für die Homöopathie. Auch, weil immer weniger Pflanzenschutzmittel zugelassen werden. Aber Fakt ist auch, dass die Mehrzahl der konventionellen Landwirte die Homöopathie ablehnt. Dennoch gibt es immer wieder traditionell wirtschaftende Betriebe, die sich auf einen anderen Weg begeben.



Die Wissenschaft sieht keine Hinweise für die Wirksamkeit von Homöopathie. Sie hingegen behandeln sogar Pflanzen damit. Was sagen Sie Skeptikern?

Cornelia Maute berät Winzer, Gärtner, Landwirte und Hobbygärtner und leitet einen Online-Beratungsdienst.

Cornelia Maute berät Winzer, Gärtner, Landwirte und Hobbygärtner und leitet einen Online-Beratungsdienst. © Gräfe und Unzer Verlag/misspictures/Simone Ruckstuhl

Maute: Meine allerwichtigste Botschaft bei dem Thema ist immer: Es gibt verschiedene Methoden. Und warum können konventionelle nicht mit alternativen einhergehen? Für mich wäre statt einem Entweder-oder eine Kooperation sinnvoll. Aus Erfahrung weiß ich auch, dass viele Gegner der Homöopathie, denen diese zu abstrus oder esoterisch scheint, tatsächlich mit der Behandlung von Pflanzen starten. Das finde ich klasse, wenn man es nämlich einfach mal ausprobiert.

In der Homöopathie wirken angeblich winzige Informationen, aufgelöst in Wasser. Wie geht dies bei Pflanzen?

Maute: Wie die Homöopathie ganz genau funktioniert, hat noch niemand herausgefunden. Im Prinzip gibt die Homöopathie allen Lebewesen einen stärkenden, tiefen Impuls zur Regeneration und Heilung. Da Pflanzen genauso zu den Lebewesen zählen, schließe ich sie in den Kreis mit ein.

Aber wie kann ein Gärtner einen Erfolg bei einem stummen Patienten erkennen?

Maute: Eine Pflanze zeigt, dass es funktioniert, indem sie sich nach einer Schädigung oder einer Krankheit sehr gut regeneriert. Zum Beispiel wirft sie abgestorbene oder beschädigte Pflanzenteile oder Blätter ganz rasch ab und steckt ihre Kraft in einen zügigen Neuaustrieb. Oder die Krankheiten kommen später oder milder im Jahr, wenn man bereits früh mit der Behandlung begonnen hat.

Wie kamen Sie dazu, Grünes mit Globuli zu heilen?

Hokuspokus oder Garten-Heilkunst? Diese Frau behandelt Pflanzen mit Globuli

© Gräfe und Unzer Verlag

Maute: Meine Mutter ist per Zufall darauf gestoßen. Sie hatte einen großen Rittersporn in einer Gärtnerei gekauft und der Haupttrieb war beim Transport komplett umgeknickt. Sie hat die Pflanze spontan mit Arnika behandelt, dem Hauptmittel für eine solche Verletzung. Wider Erwarten hat sich diese Pflanze schnell erholt. Danach war die Neugier bei meinen Eltern, beide passionierte Hobbygärtner, geweckt. Mich hat das fasziniert. Ich habe dann in meinem kleinen Garten auch damit experimentiert, was ich bei schwachen Setzlingen, Läusen oder Pilzerkrankungen geben kann.

Können Hobbygärtner die Heilweise überhaupt erlernen? Es gibt zig Globuli und Potenzen.

Maute: Natürlich sollte man bereit sein, zu lesen und zu lernen. Aber dem Hobbygärtner lege ich lediglich 16 Mittel ans Herz. Der Balkon- und Terrassengärtner braucht nur fünf. Wer Rosen hat oder Gemüse anbaut, kann sein Sortiment erweitern. Was die Potenzen, also die Verdünnung, betrifft: Da empfehle ich zwei Hauptgruppen. Preislich ist die Anschaffung überschaubar, weil es die Mittel schon mit 1,5 Gramm zu kaufen gibt.

Selbst Neudorff und andere Hersteller, die eher für chemische Gartensubstanzen bekannt sind, vertreiben homöopathische Elixiere, Notfalltropfen und mehr.

Maute: Ja, es gibt einige Firmen, die homöopathische Pflanzenstärkung vertreiben. Da kauft der Kunde das fertige, zugelassene Produkt. Aber er weiß dann auch nicht genau, welche Mittel drin sind. Mir liegt es näher, wenn ich die Globuli kenne, die ich einer Pflanze verabreiche.



Wie viel Geduld braucht man bei der Kur?

Maute: Das kommt darauf an, um welche Pflanze es sich dreht und wie umfangreich ihr Problem ist. Wenn ein Gärtner zum Beispiel einen alten Baum kurieren möchte, der in den letzten Jahren schlecht versorgt worden ist und der eine Wachstumsschwäche oder Pilzerkrankung hat, dann ist das vergleichbar mit einer chronischen Krankheit bei einem Menschen. Da kann es natürlich dauern, bis eine Besserung eintritt. Wenn ich hingegen Stauden, Sträucher oder Gemüsekulturen nehme, dann sehe ich oft schon nach wenigen Tagen oder nach einer Woche ein Ergebnis.

Sie sagen, dass Homöopathie nur dann Erfolg haben kann, wenn das Ganze stimmt wie Boden, Wasser, Standort und Umgebung. Also, salopp gesagt, einfach Globuli-Wasser drauf kippen, hilft auch nicht?

Maute: Pflanzenhomöopathie ist gut, der Rundumblick auf das Ganze besser! Es gibt viele Gärten, in denen alles passt. Die brauchen keine besondere Behandlung. Dennoch können auch hier plötzlich Schädlinge, Pflanzenkrankheiten oder Witterungsschäden auftreten. Dann gibt es mit der Homöopathie eine sehr individuelle Herangehensweise, welche die Genesung beschleunigt und nachhaltig helfen kann.



Wo liegen die Grenzen homöopathischer Behandlung?

Maute: Wenn eine Pflanze so geschwächt ist, dass sie kaum mehr Kraft zur Regeneration aufbringt, helfen auch Globuli nichts mehr. Und: Die Homöopathie kann keinen Schaderreger abtöten oder beseitigen, sie befähigt nur die Pflanze ihre eigenen Ressourcen und Kräfte anzukurbeln, damit sie mit Widrigkeiten besser klarkommt.

Sie kennen ein Mittel gegen gefräßige Schnecken, der Alptraum vieler Gärtner also. Welches?

Maute: Bei Schnecken verwende ich Helix tosta D 6. Das gieße ich ein Mal wöchentlich über die Salatköpfe, bei Regen öfter. Das Mittel ist ein Schneckenvertreiber, kein Schneckentöter. Es funktioniert folglich auch nur bei Gärten, aus denen die Tiere abwandern können. Warum es den Schleimern den Appetit verdirbt, kann ich nicht sagen. Es klingt komisch, aber in dem Gießwasser ist eine Information von einer toten Schnecke drin. Und das Gesetz in der Homöopathie lautet ja, Ähnliches mit Ähnlichem zu heilen.



Ihre homöopathische Gartenbehandlung umfasst noch viele andere Beispiele, unter anderem tragen alte Zwetschgenbäume wieder Früchte – wirklich?

Maute: Wir hatten mal den Fall eines alten Zwetschgenbaums, der nach der Behandlung mit drei verschiedenen Mitteln wieder Früchte trug. Das war beim Zahnarzt meiner Mutter, also sogar ein Mediziner hat es ausprobiert (lacht). Bevor ich eine Pflanze rausreiße, würde ich es immer erst einmal versuchen. Am Ende sind sechs Globuli im Gießwasser immer günstiger als alles andere.


Cornelia Maute, die 52-Jährige aus der Nähe Heidelbergs ist Autorin des Buches Naturgesunde Pflanzen durch Homöopathie. Die Selbstheilungskräfte der Pflanzen wecken (Gräfe und Unzer Verlag, 2022, 17,99 Euro). Sie berät Winzer, Gärtner, Landwirte und Hobbygärtner und leitet einen Online-Beratungsdienst. Außerdem arbeitet sie als Logopädin und Tierheilpraktikerin.

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